Die Berlinale-Kolumne (1):Führers Hund

Man ist gern ein bisschen ironisch in Berlin-Mitte: Helmut Dietl gibt vor der Berlinale noch mal eben eine Party zu Ehren von "Schtonk!", um daran zu erinnern, wer die besten deutschen Filme macht.

Juan Moreno

Vor fünfzehn Jahren hat Helmut Dietl gezeigt, dass man über Hitler lachen kann. War ja wieder kürzlich die Frage, nicht bei den Menschen, die haben keine Zeit für sowas, die haben richtige Sorgen. In den Medien hat man darüber nachgedacht. Hitler und Humor, gehe doch nicht, kann man nicht machen, kann man nicht lachen.

helmut dietl

"Wer hat den größten, wer hat den größten Film aller Zeiten gedreht? Na, wer? Genau, ich, der Dietl. Schtonk!"

(Foto: Foto: dpa)

So hieß es vor ein paar Wochen, und dann ging man in den neuen Film vom Dani Levy, der "Mein Führer" heißt, gerade weil man richtige Sorgen hat, und die es im Kinosaal schwerer haben als an anderen Orten. Man fragte sich aber nicht, ob man über Hitler lachen darf, sondern nur, wie das bitte schön denn gehen soll. Denn die erste deutsche Nazi-Komödie nach "Schtonk!" war nicht komisch, und daran war nicht der Adolf Hitler schuld.

Dietl aber, und vielleicht hängt das Ganze damit ein bisschen zusammen, der hat das damals ganz fein gemacht. Jubel in Hollywood, Bussis in München, Filmband in Gold, und der vermutlich beste Dialog der deutschen Filmgeschichte, der ist auch vom ihm:

"FH? FH? Was soll das denn heißen?"

"Hm, ja, FH? Na, Fritze Hitler hieß er ja wohl nicht."

"FH? Fahne hoch?"

"Quatsch, Fahne hoch. Führers Hund."

Es war die Zeit als ein Schauspieler mit einem einzigen Satz berühmt werden konnte. Armin Rhodes erster Zeile im deutschen Film lautete: "Der Führer, Herr Obersturmbannführer, der Führer brennt nicht!"

Dietl hat es gestern wieder gut gemacht. Ein Tag vor Beginn der Berlinale feierte er die 15-Jahre-"Schtonk!"-Gala. Ein bisschen gemein eigentlich. Einen Tag vor dem größten deutschen Filmfest daran zu erinnern, dass er einen der besten deutschen Filme aller Zeiten gemacht hat. Die Party hätte man auch in drei Wochen machen können oder in sechs Monaten, aber es gibt schlechtere Anlässe als die Berlinale, um auf die eigene filmische Genialität hinzuweisen.

Dietl wohnt jetzt in Berlin-Mitte. Man ist gern ein bisschen ironisch in Berlin-Mitte, man meint es nicht böse. Die Gala, solide. Roter Teppich, aufgeregte Kolleginnen von den Zeitungen mit den großen Überschriften, Party im Kempinski. Ochsenknecht. Landgrebe, Biolek und Claudia Roth. Kaum eine Party, auf der sie nicht ist. Sie und Laurenz Meyer.

Party-Meyer und Glamour-Roth, dazwischen viele Menschen, die über fürchterliche Drehbücher, unzumutbare Cappuccino-Preise am Lago di Como und die guten alten Zeiten sprachen, als der Dietl noch wunderbare Filme drehte - so ungefähr kann man sich die erste Berlinale-Party vorstellen. Frau Roth war nicht lange da, so wild kann es nicht gewesen sein.

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