Es hätte eigentlich anders kommen müssen. Im Schwermutmonat November des Pandemiejahres 2021 tauchte plötzlich eine neue Single von Diana Ross auf. Der Refrain brachte den Notausgang aus dem Kopfgefängnis dieser Zeit mit der Schlichtheit eines Psycho-Memes auf den Punkt: "Thank You". Es gab ja so einiges, für das man damals dankbar sein konnte. Danke fürs Noch-Leben, für die Schulmedizin, fürs Internet, die Lieferketten in den Münchner Osten und die stabilen Nerven der Mitmenschen. Ross inszenierte das wie zu ihren besten Motown-Zeiten als eine dieser "Teenage Symphonies", mit denen sie und so manch andere die Jugend in Verzückung brachten, weil sie es schafften, die ganze große Gefühlsoper dieser Lebensphase in Dreiminuten-Epen zu verpacken. Und so baute Ross ihre neueste Single mit diesem Drama-Gestus auf, der sie erst zum Superstar und dann zur Diva gemacht hatte. Strophe erst behutsam, dann immer stärker bis zum Refrain im allergrößten Strahlen ihres Soprans.
Diana Ross wird 80:Kein Berg war hoch genug
Lesezeit: 3 Min.
Diana Ross hat den Soul in die Charts gebracht und dem Pop eine neue Rolle geschenkt: die Diva. Eine Gratulation zum 80. Geburtstag.
Von Andrian Kreye
Nahost-Krieg auf Konzertbühnen:Das große Unbehagen
Die Punk-Band "Idles" widmet in Berlin "den tapferen Menschen in Palästina" ein "antifaschistisches Lied". Über den zunehmend irren Druck zur politischen Eindeutigkeit auf Pop-Bühnen.
Lesen Sie mehr zum Thema