Documenta:Die Welt ist nicht in Ordnung

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Jörg Immendorf präsentiert bei der Documenta 7 ein Werk mit programmatischem Titel: "Brandenburger Tor - Weltfrage". (Foto: Dieter Schwerdtle/Courtesy Galerie Michael Werner Märkisch, Wilmersdorf, Köln & New York; Documenta Archiv)

Und Bilder können es deswegen auch nicht sein - das führt die Documenta seit 66 Jahren vor Augen. Immer wieder belebte sie Protestbewegungen, Künstler und Kritiker, die aufbegehrten. Über eine Großveranstaltung, die nie versucht hat, unpolitisch zu sein.

Von Kia Vahland

Nicht immer passt die Kunst der Politik, andersherum aber ist das genauso. Als Gian Pietro Carafa, dann Paul IV., 1555 zum Papst gewählt wurde, echauffierte er sich über die vielen Nackten auf Michelangelos "Jüngstem Gericht" in der Sixtinischen Kapelle. Und wies den Künstler an, die Figuren züchtig zu bekleiden. Michelangelo ließ ausrichten, aber gerne doch, gar kein Problem. Nur eine Kleinigkeit wäre vorher zu erledigen: "Der Papst möge die Welt in Ordnung bringen, dann bringen auch die Bilder sich bald in Ordnung." Das gelang dem Heiligen Vater dann doch nicht. So blieb alles, wie es war; erst nach Michelangelos Tod wagte es die Kirche, seinen Akten Lendentücher aufmalen zu lassen.

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