Deutscher Filmpreis:Starkes Zeichen

Das Drama "Gundermann" hat die Goldene Lola als bester Spielfilm gewonnen. Der Film erzählt die Geschichte des DDR-Liedermachers Gerhard Gundermann.

Von Anke Sterneborg

"Das war ein verdammt langer Abend, und jetzt lasst uns feiern!" sprudelt Andreas Dresen hervor, nachdem sein Film "Gundermann", mit zehn Nominierungen als Favorit in den Abend gegangen, nach den Lolas für Drehbuch, Szenenbild, Kostümbild, für die beste Regie und die beste männliche Hauptrolle (Alexander Scheer) auch noch die sechste Lola, die große goldene für den besten Film bekommen hatte: "Vor dreißig Jahren ist die Mauer gefallen, wie geil ist das denn!?"

Ja, es war ein verdammt langer Abend, mit fast vier Stunden länger als die vergleichsweise knackige Dreistunden-Oscar-Verleihung im Februar. Gegen den erdig spritzigen Boris Hasanovic im letzten Jahr wirkte das Moderatoren-Duo Désirée Nosbusch und Tedros Teclebrhan recht zwanghaft launig, hatte es aber auch nicht leicht mit den seichten Vorlagen ihres Verleihungs-Drehbuchs. Wie befreiend und großartig, wenn sich souveräne Redner ihre eigenen Texte schreiben, so wie Ronald Zehrfeld, der sich ausmalt, was er geworden wäre wenn nicht Schauspieler - "eine Schauspielerin natürlich" -, bevor er Susanne Wolf die Lola für die beste weibliche Hauptrolle im Flüchtlingsseenot-Drama "Styx" übergab, das dann auch noch mit der silbernen Lola für den zweitbesten Film belohnt wurde.

Regisseur Wolfgang Fischer wertet den Preis als "starkes Zeichen gegen die Angst und für die Menschlichkeit", wie überhaupt jede Dankesrede genutzt wurde für einen Appell ans politische Bewusstsein in schwierigen Zeiten, in Europa und der Welt, aber auch für die Gleichberechtigung der Frauen. Ein Krisenbewusstsein, das auch in den Preisträgerentscheidungen durchschlug. Was in den geschriebenen Texten so schmerzlich fehlte, kam in vielen warmherzigen, leidenschaftlichen und euphorischen Dankesreden umso besser zum Ausdruck, die weitgehend vom Dank an Förderer und Familien entschlackt waren.

Und dann als großes Highlight der späte Triumph für Margarethe von Trotta, die mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet und von Katja Riemann in der Laudatio hinreißend gewürdigt wurde, die minutenlange Standing Ovation ungewohnt demütig und dann doch sehr berührt entgegennahm, um dann den Männern zu danken, von denen sie sich ihre ersten Projekte erkämpft hat.

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