Süddeutsche Zeitung

Deutscher Filmpreis:Ohne Donnersmarck

Es ist ein komisches Land, das einen Filmemacher zu den Oscars und den Golden Globes schickt, ihn dann aber beim nationalen Filmpreis konstant übergeht. Die Nominierungen zum Deutschen Filmpreis stehen fest.

Von Tobias Kniebe

Ein Land, das einen seiner Filmemacher zu den Golden Globes und zu den Oscars schickt, ihn beim nationalen Filmpreis aber auf keinen Fall dabeihaben will, ist ein merkwürdiges Land. Oder, präziser gesagt: es wird von einer merkwürdig missgünstigen Filmszene beherrscht. Denn es sind wie jedes Jahr die deutschen Filmschaffenden im repräsentativen Kollektiv, die die angeblich Besten aus den eigenen Reihen für den Deutschen Filmpreis 2019 nominiert haben.

Ergebnis diesmal: Florian Henckel von Donnersmarck ist mit seinem "Werk ohne Autor" so gut wie gar nicht präsent, einzig Oliver Masucci darf als Nebendarsteller mitmachen. Man muss den international beachteten Film weder mögen noch zum Sieger küren - ihn aber von vornherein aus dem Rennen zu werfen, zeugt von einer merkwürdigen Gruppenmentalität. Diese schenkt ihre ganze Liebe gern bescheiden auftretenden Kumpeltypen wie Andreas Dresen, dessen "Gundermann", ein Drama über den gleichnamigen, ebenfalls bescheiden auftretenden DDR-Liedermacher und Baggerfahrer, nun mit zehn Nominierungen der ganz große Favorit ist. Auf Platz zwei folgt mit sechs Nominierungen das Drama "Styx" von Wolfgang Fischer, über eine Seglerin, die auf dem Meer ein Flüchtlingsboot trifft, aber nicht helfen kann. Mit jeweils fünf Nominierungen gehen Fatih Akins Serienmörderporträt "Der Goldene Handschuh" und der Film "Der Junge muss an die frische Luft" von Caroline Link über die Kindheit des Entertainers Hape Kerkeling ins Rennen. Ebenfalls noch dabei in der Kategorie Bester Film: "25 km/h" von Markus Goller, "Das schönste Mädchen der Welt" von Aron Lehmann und "Transit" von Christian Petzold. Bei den Dokumentarfilmen haben es drei in die Endauswahl geschafft: "Elternschule" von Ralf Bücheler und Jörg Adolph ist trotz Anfeindungen von Kinderschützern dabei, dazu "Hi, A. I." von Isa Willinger und "Of Fathers and Sons" von Talal Derki. Dem hat seine Oscarnominierung immerhin nicht geschadet.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4375783
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.03.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.