Süddeutsche Zeitung

Deutscher FIlmpreis 2023:"Im Westen nicht Neues" zwölf Mal nominiert

Edward Bergers Antikriegsdrama dominiert auch beim Deutschen Filmpreis, der nach allen anderen Preisverleihungen kommt.

Von Tobias Kniebe

Zwölf Nominierungen beim Deutschen Filmpreis für "Im Westen nichts Neues" - eine klare Erfolgsmeldung, wäre dies ein Jahr wie jedes andere für das deutsche Kino. Ist es aber nicht: Das vorausgegangene "Westen"-Fieber bei den Oscars (neun Nominierungen, vier Gewinne) und den britischen Baftas (vierzehn Nominierungen, sieben Gewinne) nimmt der Sache irgendwie den Wumms. Ja, der Film wird auch bei den einheimischen Preisen, die am 12. Mai verliehen werden und zeitlich ganz am Ende der Award-Saison kommen, wahrscheinlich dominieren. Aber kann es sein, dass die Briten das Schützengrabengemetzel nach Erich Maria Remarque doch noch ein wenig mehr geliebt haben?

In der Kategorie Bester Spielfilm gehen fünf weitere Filme ins Rennen: Fatih Akins erfolgreiche Rapper-Biografie "Rheingold", Ali Abbasis in Iran spielender, aber von Deutschland mitproduzierter "Holy Spider", Ilker Çataks Drama "Das Lehrerzimmer" mit der auch für die weibliche Hauptrolle nominierten Leonie Benesch, Sonja Heiss' Tragikomödie "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" nach Joachim Meyerhoff sowie das Kiezdrama "Sonne und Beton" von David Wnendt, nach dem Roman des Comedians und Gropiusstadt-Chronisten Felix Lobrecht. Regiepreise könnten an Ali Abbasi, Sonja Heiss oder Ilker Çatak gehen - oder eben einmal mehr an "Westen"-Regisseur Edward Berger.

"Das Lehrerzimmer" überzeugte die Mitglieder der Filmakademie in insgesamt sieben Kategorien und darf damit als weiterer Favorit gelten, der schon rein aus Gründen der Abwechslung "Westen" den ein oder anderen Preis abnehmen könnte. Der Film, der bei der Berlinale in der Nebenreihe "Panorama" lief, traf dort auf heftiges Interesse internationaler Filmscouts und ist, was die Auslandsrechte angeht, bereits ein Verkaufsschlager, bevor er Anfang Mai in die deutschen Kinos kommt.

Der schon feststehende Ehrenpreis der Filmakademie wird in diesem Jahr an Volker Schlöndorff gehen, den Kulturstaatsministerin Claudia Roth bei der Bekanntgabe der Nominierungen als "Langstreckenfilmemacher par excellence" würdigte - was sich nicht auf eine womöglich gefühlte Dauer seiner Filme, sondern auf seine sechzig Jahre im Kinogeschäft bezog. Die hochbegabte und in Cannes einst gefeierte Maren Ade wiederum, die als Produzentin von "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" Erwähnung fand, muss sich wohl fragen, ob sie als Regisseurin zu selten in Erscheinung tritt. Sie wurde - ein Seitenhieb? ein versteckter Ansporn? - als "Maren Adé" tituliert.

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