Deutscher Buchhandel:Lese lieber ungewöhnlich

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Die Deutschen haben genug von guten Ratschlägen. Zumindest in Form von Büchern. Und erstmals lesen sie lieber im Internet als Gedrucktes. Die aktuellen Zahlen des Deutschen Buchhandels.

Elsa Horstkötter

Die Deutschen haben genug von guten Ratschlägen. Zumindest in Form von Büchern. Auf dem Siegertreppchen der bestverkauften Bücher mussten die Ratgeber den zweiten Platz für die Kinder- und Jugendliteratur räumen.

Die neuesten Zahlen zum Buchhandel, herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, führen den Erfolg von junger Belletristik vor allem auf All-Age-Titel wie Cornelia Funkes Tinten-Trilogie zurück. Von Jahr zu Jahr beliebter werden zudem die Genres Comic, Science-Fiction und Fantasy.

Bei den abgedrängten Ratgebern erfreuen sich Titel wie "Schlank im Schlaf", eine Diätreihe bei Gräfe und Unzer, noch der höchsten Nachfrage. Antworten rund um Krankheit, Kind und Kochen werden zunehmend im Internet gesucht.

Überhaupt gewinnt bei den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen das Surfen im Netz erstmals den Kampf gegen das Bücherlesen und liegt mit 21,7 Prozent auf Platz 7. "Bücher lesen" steigt mit 18,8 Prozent auf den neunten Platz ab. Unangefochtener Liebling bleibt "Fernsehen" mit 42,9 Prozent. "Hörbuch hören" rangiert auf den hinteren Plätzen, aber vor Sportarten wie Tennis, Golf und Reiten. Zum Belletristik-Umsatz tragen sie mittlerweile sechs Prozent bei.

Den Spitzenplatz bei den Büchern hält wie in den Jahren zuvor die belletristische Literatur: höchste Titelproduktion, beste Verkaufszahlen im Handel und wichtigste Einnahmequelle des Buchmarkts auch im Onlinebereich.

Gespalten ist die Lage des Sachbuchs: Während Lexika und Nachschlagewerke weniger gekauft werden, steigt der Umsatz bei Büchern zu Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Das Schlusslicht der gesamten Buchhandels-Statistik bilden die Fachverlage mit einem Umsatzeinbruch von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Das E-Book-Angebot hat 2010 vor allem bei Publikumsverlagen weiter zugenommen. Grund dafür ist das seit Ende Mai angebotene iPad sowie Amazons Lesegerät Kindle. Trotzdem ist die Gesamtjahresbilanz schwer einzuschätzen. Laut einer Studie von Boston Consulting zieht es von 13000 Verbrauchern fast die Hälfte der Befragten in Erwägung, sich in den nächsten drei Jahren einen Tablet-Computer zuzulegen, die Kaufkraft ist bisweilen aber noch gering. Am besten verkaufen sich Apps, die nicht mehr als achtzig Cent kosten.

Trotz Krise haben die Deutschen rund 40 Prozent ihres Unterhaltungsbudgets für Bücher ausgegeben. Dass der Gürtel enger sitzt, zeigt sich daran: Taschenbücher haben Konjunktur.

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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