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Seit Karl-Theodor zu Guttenberg zählen Titel in Deutschland wieder was. Aber können wir uns auf den Adel wirklich verlassen? Ein Blick ins blaublütige Familienalbum.
Er gibt uns den Glauben an die Tugenden des deutschen Adels zurück: Seit Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg Wirtschaftsminister ist, besinnen wir uns auf die erhabene Souverärintät des deutschen Edelmannes. Auch wenn der Adel seit der Weimarer Reichsverfassung von 1919 in Deutschland offiziell abgeschafft ist: ein bisschen blaues Blut kann nicht schaden. Das haben wir ja schon bei ...
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... Florian Henkel von Donnersmarck gesehen. Mit stolz geschwellter Brust, lockigem Haar und Deutschland im Herzen ("Wann hat man schon die Möglichkeit, in Friedenszeiten etwas Besonderes für sein Land zu tun?") kam er nach Hollywood, wurde gesehen und siegte. Der deutsche Edelmann bescherte uns den kleinen Goldmann Oscar. Symptomatisch? Sind am Ende doch die vornehmen Gene traditionsreicher Adelsfamilien die überlegenen? Fast sind wir versucht, demütig zu nicken, wären da nicht ...
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... immer wieder ein paar Prinzen, Grafen und Fürstinnen, die uns zweifeln lassen. Da ist zum Beispiel Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Papstfan und wackere Kämpferin für die traditionell katholischen Werte. In unvergessenen Fernsehauftritten plädierte sie für die eheliche Treue und gegen Kondome - und kommentiert die Aids-Plage in Afrika lapidar mit: "Der Schwarze schnackselt gern." Ist das die Weitsicht des edlen Geschlechts? Oder unterscheidet sich hier einfach der Hochadel vom niederen?
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Wozu sich Ernst August von Hannover zählt, können wir nur vermuten. Der Göttergatte von Prinzessin Caroline von Monaco machte manchmal weniger durch edle Taten von sich reden. Aber zumindest kann er Titel für sich in Anspruch nehmen, die sonst keiner hat: "Prügelprinz" und "Pinkelprinz" wie ihn die Boulevardpresse getauft hat ...
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Oft genauso peinlich tauchte Prinz Ferfried von Hohenzollern in den Medien auf. Dass er zum unterwürfigen Schoßhund der Chirurgenwitwe Tatjana Gsell mutierte (von der er übrigens schon wieder getrennt ist), war nur eine der adeligen Eskapaden.
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Bestätigt wenigstens Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe unser Ideal vom edlen Adel? Zumindest was das Schloss und die Fürstin an seiner Seite angeht, macht sich der Fürst ganz gut. Aber würden wir diesem Mann mehr als unser Porzellantässchen anvertrauen?
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Und hin und wieder ziehen wir dann doch den Adel vor, der gar keiner ist: Hella von Sinnen freute sich einst einfach "von Sinnen" über ihr Abitur. So viel Bodenständigkeit tut nach dem Ausflug in blaublütige Sphären richtig gut.
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(sueddeutsche.de/Text: Maria Holzmüller)