Deutsche Tragikomödie:"Toni Erdmann" triumphiert beim Europäischen Filmpreis

Die Macher des besten europäischen Spielfilms Toni Erdmann beim Europäischen Filmpreis in Breslau.

Die Macher des besten europäischen Spielfilms "Toni Erdmann" in Breslau (vlnr): Darstellerin Hadewych Minis, die Produzenten Michel Merkt und Jonas Dornbach, Schauspielerin Sandra Hüller, Regisseurin Maren Ade, Schauspieler Peter Simonischek, Produzentin Janine Jackowski and Schauspieler Trystan Pütter.

(Foto: dpa)
  • Beim Europäischen Filmpreis gewinnt Maren Ades Tragikomödie "Toni Erdmann" den Hauptpreis.
  • Daneben erhält der Film vier weitere Auszeichnungen, inklusive der Preise für die besten Darsteller.

Die deutsche Regisseurin Maren Ade bleibt mit ihrer Tragikomödie "Toni Erdmann" in der Erfolgsspur. Von Presse und Publikum in Cannes frenetisch gefeiert, ist das Vater-Tochter-Drama nun als bester europäischer Film ausgezeichnet worden. Das gab die Europäische Filmakademie am Samstagabend bei einer Gala in der Europäischen Kulturhauptstadt Breslau (Wroclaw) bekannt.

Damit ging die Trophäe für den besten Spielfilm erstmals nach zehn Jahren wieder nach Deutschland. 2006 war "Das Leben der Anderen" von Florian Henckel von Donnersmarck als bester europäischer Film ausgezeichnet worden.

"Toni Erdmann" holte neben dem Hauptpreis vier weitere Auszeichnungen. Hauptdarstellerin Sandra Hüller wurde zur besten europäischen Schauspielerin gekürt. Der Österreicher Peter Simonischek, der im Film den "Toni Erdmann" spielt, gewann die Trophäe als bester Schauspieler. Ade selbst wurde als beste europäische Regisseurin und Drehbuchautorin geehrt. "Ich hoffe, es wird nicht langweilig mit uns...", meinte Ade bei der Preisverleihung lachend.

"Toni Erdmann" erzählt von einer ehrgeizigen jungen Unternehmensberaterin und ihrem Alt-68er-Vater, der sich nicht damit abfinden will, dass der Kontakt zur Tochter nur noch oberflächlicher Natur ist. Er folgt ihr an ihren Einsatzort Bukarest und verwickelt sie im Umfeld ihrer Kollegen in die absurdesten Situationen.

Der Italiener Gianfranco Rosi wurde in Breslau für sein Werk "Seefeuer" mit dem Preis für den besten europäischen Dokumentarfilm ausgezeichnet. Der erschütternde Film über das Flüchtlingssterben vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa war in diesem Februar bei der Berlinale bereits mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet gewonnen.

Der Film "Mein Leben als Zucchini" des Schweizers Claude Barras wurde zum besten europäischen Animationsfilm gekürt. Barras erzählt in seiner Tragikomödie von einem Waisenjungen, der von einem fürsorglichen Polizisten in ein Heim gebracht wird. Dort muss er lernen, sich durchzusetzen. Doch erlebt dort auch seine erste Liebe.

Schlöndorff würdigt seinen Freund Jean-Claude Carrière

Ein Preisträger stand bereits fest: Ex-James-Bond-Darsteller Pierce Brosnan wurde für seinen Beitrag zum Weltkino geehrt. Der 63-jährige Ire ("Mamma Mia!", "Survivor") nahm die Auszeichnung gerührt entgegen und meinte: "Diese Bestätigung für meine Arbeit könnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen."

Der französische Drehbuchautor Jean-Claude Carrière ("Cyrano von Bergerac", "Dieses obskure Objekt der Begierde") wurde mit dem Preis für sein Lebenswerk geehrt. Die Laudatio auf den 85-jährigen Carrière hielt der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff. Die beiden arbeiteten gemeinsam am Drehbuch von Schlöndorffs mit einem Oscar ausgezeichneten Film "Die Blechtrommel".

Mit der Preisstatue in Gestalt einer Frau in einem mit Europa-Sternen besetzten Kleid will die Europäische Filmakademie ein Pendant zum amerikanischen Oscar vergeben. Tatsächlich gelang es Florian Henckel von Donnersmarck vor zehn Jahren als europäischer Preisträger den Oscar für den besten fremdsprachigen Film zu holen. Auch Maren Ade ist bei den Oscars noch im Rennen.

Alle Preisträger sind hier zu finden.

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