Deutsche Gegenwartsliteratur:Die Sekte der scharfen Braut

Auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis: Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt in seinem Roman "Fremde Seele, dunkler Wald" von der deutschen Provinz und anderen Krisenregionen.

Von Helmut Böttiger

Es ist etwas Merkwürdiges um den Schriftsteller Reinhard Kaiser-Mühlecker. Als vor ein paar Jahren sein erstes Buch erschien, wirkte es wie aus der Zeit gefallen. Und die Nachfolger setzten das fort, mit Titeln wie "Magdalenaberg", "Roter Flieder" und "Schwarzer Flieder". Die Szenerie spielt meist im ländlichen Oberösterreich, auf Bauernhöfen, die aus Entwürfen Adalbert Stifters und gelegentlich auch Peter Roseggers herüberragen. Und auch die Sprache des 1982 geborenen Autors knüpft an diese Traditionen an: realistisch, ländlich, mit langen Satzperioden, die suggestiv das Innenleben der Figuren beschwören. Sein neuer Roman führt das schon im Titel: "Fremde Seele, dunkler Wald". Hier hat sich offenkundig das 19. Jahrhundert in die aktuelle Gegenwart geschlichen. Das Motto von Turgenjew, dem sich der Titel verdankt, gibt die Essenz des Buches tatsächlich wieder: "Du weißt ja, eine fremde Seele ist wie ein dunkler Wald."

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