Dann stürmt der Wiener Staatsopernchor, bunt gekleidet wie die Touristen draußen auf Salzburgs Gassen, in die Felsenreitschule, er füllt den Raum zwischen Orchestergraben und Auditorium, wild gestikulierend, noch wilder und vor allem gewaltig singend. Da ist musikalische Urgewalt von bedrohlicher Kraft. Der so eigenwillige wie fantasiereiche Realist Peter Sellars hat den nur selten auf Bühnen erlebbaren, weil mit allen gängigen Opernklischees brechenden „Spieler“ von Sergej Prokofjew in einem pausenlos grandiosen Zwei-Stunden-Abend inszeniert und damit getan, was dieser Ausnahmeregisseur immer versucht: eine alte, ferne Geschichte als Analyse des Hier und Heute zu präsentieren. Es ist ihm, genauso wie den von Sean Panikkar und Asmik Grigorian angeführten Sängern sowie den vom Timur Zangiev angeleiteten Wiener Philharmonikern, überwältigend gelungen.
Salzburger Festspiele:Moral ohne Keule
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Peter Sellars und Asmik Grigorian triumphieren in Salzburg mit Sergej Prokofjews Oper „Der Spieler“.
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