Ein klein wenig rundlicher vielleicht, einen Tick gesetzter, saturierter, väterlicher. Aber da muss man schon genau hinschauen. Ansonsten ist es wirklich verblüffend, wie wenig sich Eddie Murphy verändert hat. Wie sehr er noch immer dem jungen Mann gleicht, der vor etwa dreißig Jahren einer der größten Filmstars des Planeten war, unter anderem als "Der Prinz aus Zamunda" von 1988. Von diesem Klassiker gibt es auf Amazon Prime Video jetzt eine Fortsetzung, und aus dem herrlich frechen Eddie-Grinsen, dem damals die Welt zu Füßen lag, ist das schelmische Lachen eines bald Sechzigjährigen geworden, der im Leben nicht wirklich etwas zu bedauern hat.
Eddie Murphy weiß, dass er diese nostalgische Wirkung hat. Bei öffentlichen Auftritten wie seiner Rückkehr zu "Saturday Night Live" spielt er damit. "Money don't crack", sagt er dann zum Beispiel über sein glattes Gesicht - die kapitalistische Abwandlung einer urbanen Straßenweisheit, dass das Alter freundlich zu schwarzer Haut sei. Sodann erzählt er dem Fernsehpublikum, dass er inzwischen zehn Kinder hat. Sie stammen von vier Frauen, eine wahre Großfamilie, aber ohne öffentliche Streitereien. Eddie strahlend: "Who is America's Dad now?" Herzliche Grüße dabei an Bill Cosby, der lange diesen Titel trug und den jüngeren Kollegen gern öffentlich ermahnte, mehr moralisches Vorbild zu sein. Jetzt sitzt er in Schande im Gefängnis, als Massenvergewaltiger.
Eddie dagegen ist immer noch da und immer noch unbescholten, trotz einiger Flops und Durststrecken und Rollen in den Dekaden zwischendrin, die bei den Kritikern wenig Gnade fanden. Vor zwei Jahren kam er über die Independent-Route zurück, als er sich sehr überzeugend in den schwarzen Ur-Rapper und Comedy-Pionier Rudy Ray Moore verwandelte, in "Dolemite Is My Name". Regie führte Craig Brewer, und der Erfolg dieser Allianz weckte bei den beiden den Hunger auf mehr. Warum nicht eine Fortsetzung vom "Prinz aus Zamunda" wagen, jenem Eddie-Murphy-Film, der bis heute nostalgische Erinnerungen auslöst?
König Akeem macht es wie Barack Obama, der sagt, dass er daheim nichts zu melden hat
"Eine vollständig schwarze Besetzung in einem Film, der auf der ganzen Welt erfolgreich war", sagt Eddie Murphy im Telefongespräch, "das war der Meilenstein, den wir mit dem ersten Zamunda-Film geschafft haben. Rein afroamerikanische Geschichten funktionieren üblicherweise nur in den USA. Sehr viel später kam 'Black Panther' und das Königreich Wakanda, da ist das zum zweiten Mal gelungen. Und unsere Fortsetzung soll jetzt der dritte Streich sein."
Da spricht stolz der Unternehmer, der an der Kreation globaler Hits arbeitet. Das Erfolgsgeheimnis der schwarzen Königreiche Zamunda und Wakanda, sagt er, sei am Ende dasselbe - "universale Themen wie Liebe, Familie, Tradition". Aber der alte Film ragt noch einmal besonders heraus: "Er ist von all meinen Hits am lebendigsten geblieben, immer noch ständig im Fernsehen, immer noch Teil der Kultur. Menschen verkleiden sich als die Figuren an Halloween, Restaurants verändert ihr komplettes Menu, es gibt Marathon-Ausstrahlungen an Weihnachten, bei denen der Film rund um die Uhr läuft ... Eigentlich habe ich nie eine Fortsetzung geplant. Aber wenn ein Kultphänomen so lange anhält, über 25 Jahre - da kommt man irgendwann doch ins Grübeln, ob man dem nicht noch etwas hinzuzufügen kann."
Gesagt, getan. In den Studios von Tyler Perry in Atlanta, einem "Black Owned Business", wurde gedreht, die Wiedervereinigung einer großen Familie, dazu viele neue Gesichter, fast ausschließlich schwarz. Und also fliegt jetzt wieder eine Kamera über Afrika, um genau wie damals einen strahlend weißen Palast in den Blick zu nehmen, mitten im Tierleben der Savanne - den Königssitz von Zamunda. Von dort floh einst der junge Kronprinz Akeem (Eddie Murphy) nach Queens, New York, um einer arrangierten afrikanischen Königsehe zu entkommen und die wahre Liebe zu finden, in Form von Lisa (Shari Headley), der emanzipierten Tochter eines erfolgreichen Restaurantbesitzers. Das war die gleichermaßen simple wie herzerwärmende Geschichte von Teil eins, und so lebten sie glücklich bis an ihr Ende in Zamunda ... aber halt, eben nicht ganz.
Das Liebespaar von einst hat drei bezaubernde Töchter bekommen, in jeder Hinsicht royal und auch bestens geschult in den Kampfkünsten. König Akeem lässt ähnlich wie zum Beispiel Barack Obama gern durchblicken, dass er in diesem Haushalt überhaupt nichts zu sagen hat, aber gerade dadurch ist er natürlich der perfekte Dad. Man meint, hier ein besonderes Wohlgefühl zu spüren, dass Eddie Murphy vielleicht mit der Vaterschaft verbindet, zumal er seine eigene Tochter Bella Murphy, 19, als eine der Königstöchter gecastet hat. Darf man diese komplett harmlose und familienbejahende Beobachtung thematisieren, in dem kurzen Gespräch, das Amazon per Telefon arrangiert hat?
Auf gar keinen Fall, wie sich herausstellt. Vehement widerspricht Eddie Murphy der Idee, seine Persönlichkeit als Mensch könne auch nur im Entferntesten etwas mit seinem Schaffen als Künstler zu tun haben. Im unbedingten Eifer der Zurückweisung wirkt er schon fast wieder komisch, aber das ist kein freiwilliger Gag. Er scheint genuin gestresst, und man darf das nicht persönlich nehmen. Die Angst, bei Presseaktivitäten etwas Falsches zu sagen und ungewollt einen Shitstorm auszulösen, paralysiert große Teile der amerikanischen Entertainmentbranche bereits in einem Ausmaß, das eigentlich jedes Gespräch unmöglich macht. Kurz danach endet dann auch der Anruf. Der neue Film muss für sich selbst sprechen.
Das tut er dann auf interessante Weise. Um in all dem Savannenglück überhaupt eine neue Geschichte zu haben, muss ähnlich wie im ersten Teil eine feindliche Tradition im Wege stehen. In diesem Fall die Regel des Königtums, dass die Thronfolge nur männliche Herrscher erlaubt. Das wird als unumstößliches Gesetz verkauft, ist aber natürlich nur eines dieses Pseudoprobleme, die Hollywood seit jeher benutzt, um sie dann triumphal zu überwinden, damit das Happy End nicht zu schnell kommt. In einer Gegenwart, die sich ganz der weiblichen Ermächtigung verschrieben hat, wirkt dieser Plot besonders lahm konstruiert. Das macht den Film zur Farce ohne Eigengewicht, wenn auch mit sehr lustigen Sequenzen, etwa mit Wesley Snipes als durchgedrehtem Warlord des Nachbarlands Nextdoria.
Eine unfreundliche Prostituierte schreibt die Geschichte des edlen Herrschers um
Die Suche nach einem männlichen Thronfolger führt dann immerhin zur Entdeckung von Lavelle (Jermaine Fowler). Diesen unehelichen Sohn hat Prinz Kareem vor 33 Jahren in Queens gezeugt, aber weder er noch der alte Film wussten das bisher. Es gilt als heikel bei den Fans, die Storylines von Kultfilmen nachträglich auf diese Weise umzuschreiben, vor allem aber stellt es den zentralen Witz des Originals infrage. Unter der breiten Komödie konnte man damals alle Figuren als beschädigt erkennen - von der Ungerechtigkeit Amerikas, der unerfüllten Sehnsucht nach Sicherheit und Anerkennung, von finanzieller oder sexueller Gier. Eddie Murphy aber war das Gegenmodell: ein schwarzer König, der sich vor niemandem beugen musste, nicht einmal vor dem eigenen Vater, und deshalb auch keinerlei niedere Triebe kannte.
So schafft "Coming 2 America" ein Paradox. Damit es überhaupt etwas zu erzählen gibt, muss der Prinz nachträglich fehlbar werden - das Drehbuch zwingt ihm eine fast albtraumhafte Begegnung mit einer ruppigen Prostituierten auf, die zur ungewollten Zeugung eines Sohnes führt. Das ist nicht so lustig wie erhofft, im Gegenteil, es rückt erst richtig in den Fokus, warum das Original für so viele Menschen aller Hautfarben ein Lieblingsfilm geworden ist. Schon vor mehr als drei Dekaden entwarf er eine Welt ohne Unterdrückung, in der man nur den Mut haben musste, seinem Herzen zu folgen - und in der Prince Akeem bereits lebte. Unter all seinem kindischen Humor war er ein Modell dafür, wie königlich der Mensch werden kann, wenn erst das Joch der Knechtschaft von seinen Schultern genommen ist. Kein Wunder eigentlich, dass diese Botschaft bis heute rund um den Globus widerhallt.
Coming 2 America , USA 2021 - Regie: Craig Brewer. Buch: Kenya Barris, Barry W. Blaustein, David Sheffield. Kamera: Joe Williams. Mit Eddie Murphy, Arsenio Hall, Jermaine Fowler, Shari Headley, Wesley Snipes. 110 Minuten. Auf Amazon Prime.