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Denkmäler - Zossen:Glockenspiel an Potsdamer Garnisonkirche nun Denkmal

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Potsdam (dpa/bb) - Das Glockenspiel nahe dem historischen Standort der Potsdamer Garnisonkirche steht nun auf der Brandenburger Denkmalliste. Als freistehendes, großdimensioniertes Objekt im öffentlichen Raum komme ihm eine städtebauliche Bedeutung zu, begründete das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum seine Entscheidung am Donnerstag in einer Mitteilung. Der Lernort Garnisonkirche, ein Projekt der Martin-Niemöller-Stiftung, kritisierte die Entscheidung.

Es müsse als eigenständiges Denkmal der jüngeren Zeitgeschichte gesehen und bewertet werden, auch wenn es im historischen Kontext der Geschichte der Garnisonkirche stehe, so das Landesdenkmalamt. Die Feststellung seines Denkmalwertes bedeute keine Aussage zum Vorhaben des Wiederaufbaus der Garnisonkirche.

Das historische Glockenspiel wurde 1945 zerstört. Im Auftrag einer privaten Initiative wurde der Nachbau in den 1980-er Jahren im Westen gefertigt. Er sollte im Falle einer Wiedervereinigung Deutschlands Potsdam geschenkt und später im wiederaufgebauten Kirchenbau installiert werden. Seit 1991 steht es am heutigen Standort.

Das Landesamt müsse sich fragen lassen, auf Grundlage welchen erinnerungspolitischen Konzeptes und Intention diese Denkmalentscheidung beruhe, kritisierte der Lernort Garnisonkirche. Es stelle sich auch die Frage, wie diese Maßnahme sich auf die stadtpolitische Debatte, die nicht abgeschlossen sei, auswirke und in diese eingreife. "Ist es richtig, dass ein staatliches Amt qua Gesetzeskraft in einer laufenden Debatte zu zeitpolitischen Fragen auf diese Weise Fakten schafft?", hieß es. Landeskonservator Thomas Drachenberg wurde zu einem öffentlichen Streitgespräch eingeladen.

Gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche wenden sich mehrere - darunter auch christliche - Initiativen. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Sie erinnern auch an den "Tag von Potsdam", als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Kirche die Hand reichte.

© dpa-infocom, dpa:210729-99-601091/3

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