Demonstratives Selbstbewußtsein beim Deutschen Filmpreis:Lenin und der Kassenkampf

Einen Favoriten hat der Deutsche Filmpreis in diesem Jahr. Sechs Mal ist "Good bye, Lenin!" von Wolfgang Becker dafür nominiert. Doch stehen mit Hans-Christian Schmids "Lichter" und Doris Dörries "Nackt" starke Konkurrenten im Wettbewerb um die am höchsten dotierte deutsche Kulturauszeichnung.

Der 53. Deutsche Filmpreis hat bereits einen großen Favoriten: "Good bye, Lenin!" von Wolfgang Becker ist sechs Mal nominiert. Die Tragikomödie, in der die DDR wieder aufersteht, brachte der Ostalgie- Welle einen großen Schub und lockte 5,8 Millionen Besucher ins Kino.

Filmplakat

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Und so dürfte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) - falls er wie im vergangenen Jahr die Eröffnungsrede hält - warme Worte für den deutschen Film finden.

Denn es hat wohl kaum jemand damit gerechnet, dass ein Film über die DDR zum Publikumsliebling avanciert oder dass Regisseurin Caroline Link einen Oscar für "Nirgendwo in Afrika" bekommt.

Die Berlinale glänzte im Februar mit einem großen Aufgebot an Stars und mit starken Filmen, auch aus Deutschland. Und so wird der Filmpreis ein willkommener Anlass für Regisseure, Produzenten und Schauspieler sein, Selbstbewusstsein zu zeigen.

Im Wettbewerb um die Lola-Statuetten ist der Episodenfilm "Lichter" von Hans-Christian Schmid "Good bye, Lenin!" mit vier Nominierungen dicht auf den Fersen.

In der Kategorie "Bester Film" sind sechs Regiearbeiten dabei. Neben "Good Bye, Lenin!" und "Lichter" gehören dazu "Nackt" von Doris Dörrie, "Solino" von Fatih Akin, "Elefantenherz" von Züli Aladag und "Pigs Will Fly" von Eoin Moore.

Die Lola in Gold ist mit 500 000 Euro dotiert, davon 250 000 Euro allein für die Nominierung.

Insgesamt geht es bei der höchst dotierten deutschen Kulturauszeichnung um fast 3 Millionen Euro.

"Good bye, Lenin!" könnte nicht nur Film-Sieger werden. Katrin Saß und Daniel Brühl, die Mutter und Sohn spielen, gehen für die Preise als beste Hauptdarsteller an den Start.

Ihre Konkurrenten sind Hannelore Elsner ("Mein letzter Film") und Sophie Rogall ("Fickende Fische") sowie Jürgen Vogel ("Scherbentanz") und Andreas Schmidt ("Pigs Will Fly").

Regisseur Becker ist neben Schmid und Tomy Wigand ("Das fliegende Klassenzimmer") auch in der Kategorie "Beste Regie" nominiert. "Good bye, Lenin!"-Darsteller Florian Lukas und Maria Simon sind als beste Nebendarsteller im Rennen.

Produzent Bernd Eichinger hat sich dafür stark gemacht, die Gewinner von einer Filmakademie küren zu lassen, in Anlehnung an das große amerikanische Vorbild, die Oscars.

Die parteilose Kulturstaatsministerin Christina Weiss will die Lola aber nicht aus dem Griff der Bundesregierung lassen. "Mein Angebot an die Deutsche Filmakademie ist, noch bevor es sie gibt, dass wir in Kooperation die Vergabe des Deutschen Filmpreises regeln könnten", sagte Weiss vor kurzem im Interview.

Aber gleichgültig, von wem die Lola kommt, im Terminkalender der Stars und Sternchen ist der Filmpreis fest notiert. Schauplatz der Gala ist das Tempodrom in Kreuzberg.

Seit sechs Monaten wird die Produktion vorbereitet. Moderator der Gala ist Jörg Pilawa, die Aufzeichnung wird am 7. Juni in der ARD ausgestrahlt.

Ein Gewinner steht schon fest: Stephen Daldrys "The Hours" mit Nicole Kidman als Virginia Woolf bekommt die Lola für den besten ausländischen Film. Geld gibt es dafür aber nicht. (sueddeutsche.de /dpa)

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