Der Junge ist ganz blass, hat müde Augen, spricht nicht. Hélène weiß, dass es sich nicht um die übliche Müdigkeit eines Zwölfjährigen handelt, um die Trägheit, die Pubertierende überwältigt, wenn sie im Unterricht sitzen und auf das Pausenklingeln warten. Hélène ist überzeugt, dass Théo leidet. Da ist eine Traurigkeit in ihm, die spürt sie so deutlich, dass es ihr die Kehle zuschnürt. Die anderen im Lehrerkollegium erkennen an Théos Verhalten nichts Ungewöhnliches. Aber Hélène schaut genauer hin, sie weiß selbst, wie es ist, wenn man das eigene Leiden überspielen muss, wenn man Blicken ausweicht und nicht aufzufallen versucht. Théo muss gerettet werden, da ist sie sich sicher; wovor und warum, weiß sie noch nicht.
Französische Literatur:Suff mit Pfefferminz
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Delphine de Vigans Sozialdrama "Loyalitäten" über Alkoholismus unter Teenagern und Sprachlosigkeit in den Ehen der Erwachsenen bleibt bei allem Ernst an der Oberfläche
Von Jan Jekal
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