Süddeutsche Zeitung

Debatte um "Vaterlands-LP":Heino und Heimatministerin kontern Kritik an Geschenk mit SS-Liedgut

  • Der Sänger Heino verteidigt seine Entscheidung, Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbach eine Schlager-LP mit SS-Liedgut geschenkt zu haben.
  • "Wenn man danach sucht, findet man immer ein Lied, das missbraucht worden ist", erklärte der Musiker in der Bild-Zeitung.
  • Auch NRW-Ministerin Scharrenbach äußerte Unverständnis über die Kritik. "Hier hat ein Künstler einer Ministerin ein Geschenk mitgebracht, und das ist es", sagte die 41-Jährige.

Der Sänger Heino und Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbach von der CDU haben die Kritik um die umstrittene "Vaterlands"-LP zurückgewiesen, die Heino der Ministerin geschenkt hat.

"Wenn man danach sucht, findet man immer ein Lied, das missbraucht worden ist", entgegnete der Musiker in der Bild-Zeitung auf die Vorwürfe. Viele der Lieder seien zu Hitlers Zeiten im "Liederbuch der SS" zu finden gewesen. "Die Lieder können doch nichts dafür, wenn sie instrumentalisiert worden sind", erklärte er.

Als einer von 47 "Heimatbotschaftern" hatte Heino der Ministerin am vergangenen Wochenende sein Doppelalbum "Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder" überreicht. Viele der 24 Lieder auf dem Doppelalbum stammen zwar schon aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts, fanden sich wegen der deutschtümelnden und teils martialischen Texte zu Hitlers Zeiten aber auch im "Liederbuch der SS". Dem Sänger wird zudem schon seit längerem eine unkritische Haltung zu völkischem Liedgut vorgeworfen.

Die SPD-Opposition hatte deshalb kritisiert, dass die Ministerin lächelnd mit Heino und seinem umstrittenen Album für ein Foto posiert, und hinterfragte, nach welchen Kriterien der Musiker "mit seiner Geschichte" überhaupt in den Kreis der Heimatbotschafter aufgenommen worden ist. Scharrenbach äußerte Unverständnis über die Kritik. "Hier hat ein Künstler einer Ministerin ein Geschenk mitgebracht, und das ist es", sagte die 41-Jährige am Freitag dem Bonner Generalanzeiger. "Er hat sich angemeldet und war willkommen." Sie habe keine Gelegenheit gehabt, zu prüfen, was auf der Platte ist. "Wenn es da ein Interesse gibt, irgendeine Person zu beschädigen, dann nehme ich das zur Kenntnis. Heino macht seit vielen Jahrzehnten Musik - und ist bei vielen Bürgern beliebt."

Für besondere Empörung sorgte jetzt das von der SS als "Treuelied" glorifizierte Stück "Wenn alle untreu werden" aus dem Jahr 1814. Das Lied wurde allerdings nicht nur von der SS, sondern auch vom NS-Widerstand gesungen. Heino selbst erklärte nun, er könne sich nicht erinnern, welche Strophen des Liedes er 1981 aufgenommen habe. "Aber ich habe Historiker dran gehabt, die haben gesagt, das sei in Ordnung."

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