Debatte um Hitlers Kampfschrift:Handreichungen zu "Mein Kampf"

Hitler, Mein Kampf

Eine Expertenkommission soll eine Veröffentlichung von Hitlers "Mein Kampf" überprüfen.

(Foto: dpa)

Der bayerische Landtag will eine Expertenkommission einsetzen, die eine Veröffentlichung von Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" überprüfen soll. Dazu sollen auch Fachleute aus Israel gehören. Hintergrund der Kontroverse um das Buch ist, dass der Freistaat Ende 2015 das Urheberrecht verliert - 70 Jahre nach dem Tod Hitlers.

Von Katja Riedel

In der Debatte um die Publikation "Mein Kampf" von Adolf Hitler haben sich die Fraktionen von CSU, SPD, Freien Wählern, Grünen und FDP am Mittwoch im Hochschulausschuss einstimmig auf einen gemeinsamen Antrag geeinigt. Demnach soll der Landtag eine Expertenkommission einsetzen, die eine Veröffentlichung von "Mein Kampf" ergebnisoffen auf urheber-, straf- und völkerrechtliche Relevanz überprüft. Zu diesen Experten sollen neben deutschen Wissenschaftlern auch Fachleute aus Israel gehören.

Hintergrund der Kontroverse um das Buch ist, dass der Freistaat Ende 2015 das Urheberrecht verliert. Dieses erlischt 70 Jahre nach dem Tod Hitlers, jeder dürfte es dann nachdrucken. Die Rechte an der autobiografischen Kampfschrift des Diktators von 1924 hatte der Freistaat kurz nach Kriegsende übernommen und seitdem jegliche Publikation des Werkes untersagt.

Um unseriösen Veröffentlichungen eine maßgebliche Edition entgegenzusetzen, hatte der Landtag im Sommer beschlossen, das Münchner Institut für Zeitgeschichte (IfZ) bei seiner Arbeit für eine kritisch kommentierte Edition zu unterstützen. Diese soll vor Ablauf des Urheberrechts, also vor dem 31. Dezember 2015, erscheinen, was als ehrgeiziger Zeitplan gilt. Diese Ausgabe will der Landtag nun vorantreiben - unabhängig von der Arbeit der Expertenkommission.

Die Kommission soll vor allem deshalb einberufen werden, weil hochrangige Vertreter Israels sowie deutsch-jüdische Verbände zuletzt Einwände gegen die Publikation erhoben hatten. Dabei ging es jedoch weniger um die Arbeit der IfZ-Historiker als um das Begleitmaterial, das die Landeszentrale für politische Bildung liefern sollte.

Dieses wird nun ausdrücklich nicht mehr als "Schulausgabe" bezeichnet und auch nicht als "komprimierte Ausgabe mit exemplarischen Texten", sondern als "didaktische Handreichung".

Zudem wollen die Landtagsfraktionen, dass eine englischsprachige kommentierte Edition erstellt werden soll. Diese scheint auch deshalb unumgänglich zu sein, weil im Internet auf ausländischen Servern Dutzende unkommentierte Versionen von "Mein Kampf" schon jetzt erhältlich sind. Zudem gibt es in zahlreichen Ländern Raubdrucke, die ebenfalls den Text und dessen Inhalte nicht historisch einordnen.

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