Stasi:"Die Schuld ist da, immer da"

Lesezeit: 10 Min.

Die Schuld, einen Dissidenten ins Gefängnis gebracht zu haben, ist heute verdrängte Erinnerung: Vernehmungszimmer in der Gedenkstätte Hohenschönhausen, der ehemals von der Stasi für politische Häftlinge genutzten Haftanstalt. (Foto: Franka Bruns/AP)

Wortmeldungen von ehemaligen inoffiziellen Mitarbeitern der Stasi gibt es kaum. In meinem Roman wird ein Mann in der DDR von einem Freund verraten. Und eines Tages bekomme ich eine Mail: Von einem echten ehemaligen IM.

Gastbeitrag von Matthias Jügler

Vor Kurzem bekam ich eine Mail als Reaktion auf meinen Roman "Die Verlassenen". Es hatte zuvor schon wütende Nachrichten gegeben. Mein Roman, der sich mit den Nachwirkungen der SED-Diktatur in der Gegenwart befasst, verunglimpfe das Ansehen der DDR, hieß es. Es sei an der Zeit, das Thema Stasi abzuhaken. Der Absender dieser Mail hieß Hartmut Rosinger und forderte mich zu einem Gespräch auf. Ich erinnere mich an das Unbehagen, das mich überkam, als ich begriff, wer mir da geschrieben hatte. An die plötzliche Unsicherheit, während ich den letzten Satz der Mail las: "Ich habe selbst ein Stasi-Kapitel hinter mir (nicht als Opfer)."

Zur SZ-Startseite

Bücher des Monats
:Hochenergetisch

Jens Balzer seziert die Achtzigerjahre, Michael Wolff arbeitet Donald Trumps letzte Tage im Amt, Ralph Bollmann die lange Ära Angela Merkel auf, Fatima Daas erkundet die Identitäten einer polyamourösen Muslimin: die Bücher des Monats.

Von SZ-Autoren

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: