Männlichkeit: Ja, nichts ist okay

David Szalay ist in Kanada geboren und in London aufgewachsen, sein Vater stammt aus Ungarn, wo auch David Szalay zeitweise lebte. Sein erster ins Deutsche übersetzter Roman hieß „Was ein Mann ist“. (Foto: Martin Figura)

Er redet nicht viel, die Frauen fliegen auf ihn, und es heißt, dies sei der Held, der lesefaule Männer wieder für Bücher gewinnen könne: Wie plausibel ist die maskuline Identifikationsfigur in David Szalays Roman „Was nicht gesagt werden kann“ wirklich?

Okay. Das ist das stärkste und zugleich schwächste Wort dieses Romans. „Okay“ ist für den zu Beginn der Geschichte noch jungen István nämlich so ziemlich alles. „Okay“ ist, dass die Freundin seines Kumpels sich bereit erklärt, auch mit ihm zu schlafen. „Okay“ findet er, dass die deutlich ältere Nachbarin ihn mit einem Kuss überrumpelt. Okay schmeckt der Rákóczi túrós, der ungarische Käsekuchen, okay ist, dass seine beste Freundin nicht über ihren Herzschmerz sprechen will. Okay die Information, dass der Mann, dem er das Leben gerettet hat, überleben wird. Sein Job, seine Kindheit in Ungarn, die Liebeserklärung seiner Affäre, zum Essen zu bleiben, nicht zum Essen zu bleiben: alles okay für István. Dabei weiß jeder, der schon ein paar Tage Leben hinter sich hat: Wenn alles okay ist, ist vermutlich gar nichts okay.