Kolumne "Nichts Neues":David Niven, "Bring on the Empty Horses"

Lesezeit: 1 Min.

(Foto: Johanna Ardoján)

Ein Hai, ein Freund und 150 Papageien: Wenn Hollywood ein Buch wäre, dann dieses.

Von Johanna Adorján

Als der berühmte Schauspieler David Niven (1910-83) einmal beim Wasserskifahren von seinem Kollegen Errol Flynn alleine auf hoher See zurückgelassen wurde, weil Flynn sich mit einer Frau vergnügen wollte, nahm ein Hai seine Witterung auf. Er umkreiste ihn als dunkler Schatten unter der Wasseroberfläche, irgendwann tauchte die Rückenflosse auf, die Kreise wurden kleiner. Um es abzukürzen: Kaum war Niven an Bord des Motorboots, das ihn aus dieser Situation errettete, lieh er sich einen Handspiegel, um nachzusehen, ob seine Haare weiß geworden waren.

Eine beiläufige Geste, von Niven selbst in seinem Memoire "Bring on the Empty Horses" (1975) erzählt, und man hat ihn sofort vor sich: diesen schlanken Mann mit dem feinen Schnurrbart, in dessen Gesicht immer diese leichte Belustigung lag, die seinen heutigen Kollegen so wesensfremd ist. Heute wirken an Filmen ja Aktivisten mit - Niven jedoch spielte. Mit der Eleganz eines Tänzers und der höflichen Distanz eines Briten glitt er durch seine Filme. Und so schrieb er auch. Dieses Buch ist der zweite Teil seiner Erinnerungen, er handelt von der Glanzzeit Hollywoods. Mag sein, dass Niven mitunter Märchen erzählt, dafür wurde Hollywood ja erfunden, aber vielleicht stimmt es ja zum Beispiel wirklich, dass man 1933 als Werbekampagne für einen Film mit Mae West 150 Papageien beibrachte, den Titel zu sagen, "It Ain't No Sin", damit sie ihn dann auf öffentlichen Plätzen bekannt machen sollten. In letzter Sekunde jedoch wurde der Titel geändert, und die armen Papageien, vom hektischen Umlernen völlig verstört, brachten schließlich nur Gekrächze heraus.

Tauchte immer dann auf, wenn es am nötigsten war: Clark Gable (1901-1960). (Foto: Scherl/SZ Photo)

Ein Kapitel handelt von Clark Gable. Niven beschreibt ihn als Mann, der sich von nichts beeindrucken ließ, schon gar nicht vom eigenen Ruhm, und der niemandem auf die Nerven fiel. Als seine große Liebe, Carole Lombard, bei einem Flugzeugabsturz stirbt, macht er seinen Kummer mit sich alleine aus. Als wenige Jahre darauf auch Nivens junge Frau tragisch stirbt, taucht Gable wie zufällig immer dann auf, wenn es am nötigsten ist. Eine wahnsinnig schöne Geschichte über Freundschaft in einem absolut hinreißenden Buch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kolumne: Nichts Neues
:Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthass

Eine unheimliche Geschichte über Juden in Deutschland vor 1933.

Von Johanna Adorján

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: