Während der Jahre der Apartheid in Südafrika wurde er manchmal als allzu lauer Kritiker des Regimes gescholten. Mit ihrer stummen Sachlichkeit denunzierten seine Schwarz-Weiß-Fotos nur ungenügend die schlimme Realität, wurde gesagt. Tatsächlich schlägt uns die politische und künstlerische Sprengkraft der Bilder erst heute so recht ins Gesicht. David Goldblatts Minenarbeiter, Landbesitzer, Township-Bewohner, Absonderungspedanten und rechtlose Wanderproleten in oft zu weiten Räumen könnten uns rückblickend wie Statisten einer schon ziemlich fernen Vergangenheit vorkommen. In der sechs Jahrzehnte umfassenden Retrospektive am Pariser Centre Pompidou mit zahlreichen bisher unbekannten Bildern aus den Anfangsjahren wirken sie aber wie aus dem Leben gegriffen. Die Zeitschichten vom Rassenregistrierungsgesetz 1950 bis zur jüngsten Studentenrevolte vor zwei Jahren in Johannesburg schieben sich als kompakte Sedimentmasse eines unschlüssigen Geschichtsverlaufs übereinander und wellen sich auch aus der Distanz wie frisch aus dem Fixierbad gehobene Blätter vor unserem heutigen Blick.
David-Goldblatt-Ausstellung in Paris:Die Herrschaft des Rasenmähers
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"Shop assistant, Orlando West" (1972) und die folgenden Aufnahmen von David Goldblatt zeichnen ein präzises Bild von der von Apartheid bestimmten Gesellschaft in Südafrika.
Bild: David Goldblatt -
Ein Baby in einem Fremdenzimmer, Abel Road, Hillbrow.
Bild: David Goldblatt -
Schaufeln auf dem zentralen Schottplatz, Randfontein Estates, Randfontein.
Bild: David Goldblatt -
Ein Mädchen in seinem neuen Tutu auf einer Veranda, 22. Juni 1980.
Bild: David Goldblatt -
Es zeichnet David Goldblatt aus, dass er alle fotografierte: Die schwarzen Minenarbeiter und unterprivilegierte Weiße wie "Marico Bushveld, Transvaal".
Bild: David Goldblatt -
"Saturday afternoon in Sunward Park" - Samstagnachmittag in Sunward Park.
Bild: David Goldblatt -
Marabastad-Waterval Route: Für die meisten Menschen in diesem Bus beginnt die tägliche Reise wieder morgen zwischen 2 und 3 Uhr in der Nacht.
Bild: David Goldblatt -
Der Sohn eines Buren mit seinem Kindermädchen. Heimweeberg, Nietverdiend, Western Transvaal.
Bild: David Goldblatt -
Bei einem Treffen von Voortrekkers, burischen "Pionieren", im Vorort Whitfield, Boksburg.
Bild: David Goldblatt -
Junge Männer mit einem "dompas", wörtlich "dumb pass", einem Ausweis-Dokument das erdacht und benutzt wurde, um Menschen mit dunkler Hautfarbe zu schikanieren und abzuwerten. White City, Jabavu.
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Weil sie "illegal" errichtet war, zerstörten die Behörden die aus Holz- und Plastik gebaute Unterkunft dieser Mutter.
Bild: David Goldblatt -
Diese Brücke für Fußgänger hat zwei Treppen, um die Rassentrennung im öffentlichen Raum durchzusetzen. Die Hinweisschilder zur Rassentrennung wurden 1992 entfernt. Leeu Gamka, Western Cape.
Bild: David Goldblatt
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Das Centre Pompidou zeigt den südafrikanischen Fotografen David Goldblatt als hintergründigen Zeitkritiker. Seine Retrospektive erinnert noch einmal an die Apartheid und was davon übrig blieb.
Von Joseph Hanimann