Ein Blick auf den Startbildschirm des Smartphones reicht, um zu verstehen, dass der digitale Raum ein Kolonialreich ist. Von 28 Apps sind genau drei von deutschen Anbietern (SZ, Deepl, Münchner Verkehrsverbund), der Rest stammt aus den USA. Gleich hinter dem Bildschirm hört das auch nicht auf, denn die 25 amerikanischen Apps sind rund um die Uhr damit beschäftigt, Daten aus diesem Telefon über den Atlantik zu senden, wo sie in amerikanischen Serverfarmen zu Persönlichkeitsprofilen zusammengesetzt, verkauft und ausgewertet werden. „Extraktivismus“ nennt Ulises Mejias, Kommunikationswissenschaftler an der State University of New York, dieses Verfahren, das für ihn ein historisches Kontinuum des Kolonialismus ist. Der Begriff bezeichnet das Ausbeuten von Rohstoffen, die nach dem Verständnis der Kolonialherren jenen gehörten, die sie sich holten.
Datenkolonialismus:Eingeborene, gebt uns eure Daten
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Zwei Wissenschaftler schlagen vor, die Geschichte der digitalen Welt als eine Fortsetzung des Kolonialismus zu betrachten. Gute Idee?
Von Andrian Kreye
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