Das wäre schön:Kunst der Entscheidung

Über den Umgang mit wichtigen Kulturpersonalien

Von Susanne Hermanski

Es gibt die gute Sitte, dass sich Minister nach 100 Tagen im Amt der Öffentlichkeit erklären. Wer bin ich, wofür stehe ich und wo will ich eigentlich hin? Schon die Wahl des Ortes ist eine Aussage für sich. Bernd Sibler ging dafür in dieser Woche ins Doerner Institut. Zu Fuß. Vom Ministerium in der Salvatorstraße, quer übers Kunstareal. Die Restaurierungswerkstätten der Staatsgemäldesammlungen sind außerhalb von Fachkreisen relativ unbekannt. Gerade sie auszusuchen, ist vielschichtig. Sie sind nicht nur ein interessanter Ort, weil in ihnen wie in jeder echten Werkstatt unübersehbar physisch gearbeitet wird. Sie befinden sich - noch - in der geschlossenen Neuen Pinakothek. Auch das Doerner Institut wird bald ausziehen müssen, wenn die Renovierung des maroden Museums richtig beginnt. Es liegt also im Auge des kulturpolitischen Orkans, in einem der größten Altlasten-Krisengebiete von Siblers Fach.

Während hinter dem Minister eine Restauratorin Punkt für Punkt, mit Engelsgeduld, eine Cranach-Madonna ausbesserte, bekundete er im Vordergrund ebenfalls seinen Willen zu Arbeit und Ausdauer, "um Bayerns wertvollste Juwelen, seinen kulturellen Schatz, wieder glänzen zu lassen". Dass es mit etwas Politur nicht getan sein wird, dass dafür manche alte Unkultur in seinem Verantwortungsbereich abgeschafft werden muss, ist Sibler bewusst. So sagt er: "Dabei möchte ich meine Entscheidungen transparent und nachvollziehbar machen - ganz gleich, ob es sich um unsere Bau- und Sanierungsvorhaben, den Umgang mit Raubkunst oder die Suche nach künstlerischen Leiterinnen und Leitern handelt."

Mit dem letzten Punkt spielt er an aufs Haus der Kunst. Doch stehen noch andere Personalien im Raum: die Verlängerung für den Chef des Staatsballetts etwa. Und die Frage, wie es in Bayreuth weitergeht. Denn auch über die Zukunft von Katharina Wagner als Leiterin der Festspiele könnte transparent und nachvollziehbar verhandelt werden. Jedenfalls wäre das schön.

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