Das Offenbach-Jahr 2019:Großherzogin von Gerolstein

Die Opernhäuser feiern das Jubiläum, in Lyon, Paris, Salzburg - und in Offenbachs Geburtsstadt Köln.

von Michael Stallknecht

Das Offenbach-Jahr wird mit einigen Neuproduktionen gefeiert, auch wenn die Theater hier noch rühriger hätten sein können. Pünktlich zum Geburtstag an diesem Donnerstag bringt die Pariser Opéra-Comique, wo Offenbach als Cellist begann und einige seiner Werke Premiere feierten, "Madame Favart" heraus. Koproduziert wird das Stück vom in der Musik des 19. Jahrhunderts breit engagierten Palazzetto Bru Zane, der schon zu Monatsbeginn "Maître Péronilla" konzertant in Paris vorstellte. An der innovationsfreudigen Oper in Lyon ist vor wenigen Tagen eine Neuproduktion von "Barbe-Bleue" herausgekommen, während die Salzburger Festspiele in diesem Jahr mit "Orphée aux enfers" ("Orpheus in der Unterwelt") eines der bekanntesten Werke Offenbachs zeigen werden. Die Regie übernimmt hier der gerade auch für seine Operetteninszenierungen gerühmte Barrie Kosky.

In Offenbachs Geburtsstadt Köln hat man beschlossen, den großen Sohn der Stadt gleich ein ganzes Jahr lang zu feiern. Auf Betreiben der 2015 gegründeten Kölner Offenbach-Gesellschaft lächelt der Charakterkopf des Komponisten von vielen Plakatwänden der Stadt herunter, zahlreiche Institutionen und Initiativen sind beteiligt. So werden erstmals Auszüge aus dem musikalischen Familienalbum zu hören sein, in dem Offenbachs Vater die ersten Lieder des Zwölfjährigen notierte, und der Kölner Männer-Gesang-Verein präsentiert ein "Bürgerwehrlied", das Offenbach bei einer Rückkehr nach Köln schrieb. Die Kölner Oper brachte vor zwei Wochen eine Neuproduktion der "Großherzogin von Gerolstein". Der Regisseur Renaud Doucet verlegte die Handlung in ein Camp von Umweltaktivisten, die von der von Jennifer Larmore gesungenen Großherzogin anscheinend für ihre ökonomischen Zwecke instrumentalisiert werden. Die politisch ebenso wie ästhetisch wirre Produktion bestätigte freilich leider einmal mehr, dass sich viele Neuinszenierungen gerade mit dem heiteren Offenbach ziemlich schwertun.

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