Das ist schön:Vier Fäuste für ein Hulapalu

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Münchner Veranstalter staunen, was die Stadt Gabalier ermöglicht

Von Michael Zirnstein

Man tönte auf der Pressekonferenz von einer "Fan-Meile" - wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft; und vom Papst, der auch schon da war. Also von Dingen, die vielen Deutschen heilig sind. Und ja, "Halli hallo", tatsächlich, "Das große Volks-Rock'n'Roller Fan-Festival mit Andreas Gabalier" im August 2020 auf der Riemer Messe-Freifläche ist ein Wunder. Man wundert sich, wie leicht so etwas geht. Wie es von den Drahtziehern erzählt wurde, war es nämlich so oder ähnlich: Im Ehrengastbereich des Olympiastadions saßen heuer im August beim ausverkauften Gabalier-Gig der Grazer Konzertveranstalter Klaus Leutgeb und Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner beisammen. Man plane Großes und brauche viel Platz dafür, prahlte der Schlager-Exporteur. "Haben wir", brüstete sich der CSU-Politiker. Vier Fäuste für ein "Hulapalu"! Woraufhin seit nun drei Monaten referatsübergreifend städtische Angestellte sowie Messemitarbeiter den Boden für das "Mega-Konzert" (so das stadteigene Portal www.muenchen.de) mit dem "Ausnahmekünstler" (so Baumgärtner) beackern. Dass die "Entertainment Group" um den einstigen Sturm-Graz-Vizechef und Nachtclub-Betreiber Leutgeb sich hierzulande noch nicht groß bewiesen hat (die vier Stadionkonzerte stemmte Manfred Hertlein), schien man dabei zu vernachlässigen. Für Baumgärtner zählt der wirtschaftliche und touristische Nutzen: So könne sich München als Destination für derlei Groß-Events beweisen, erklärte der Wiesn-Chef, dem ein Trachtenfasching offenbar noch nicht Beweis genug ist.

Einige, die die Stadt seit Jahren um Erlaubnis und Hilfe für ihre Open-Air-Ideen ersuchen, finden das gerade gar nicht so "mega". Deshalb fragt David Süß, Betreiber des Clubs Harry Klein, Vorsitzender des Verbands der Münchner Kulturveranstalter und Grünen-Stadtratskandidat, ob diese geballte Kompetenz der Stadtverwaltung auch andere nutzen können. Ob etwa private Kollektive ebenfalls die - wenn nicht gerade Baumaschinenmesse ist - als Park- und Flohmarkt-Platz genutzte Sonderfreifläche der Messe in Anspruch nehmen dürfen. "Oder scheitern die an Auflagen, Kosten, Zugängen oder Bekanntschaften?"

Man muss den Lederhosen-Rocker nicht mögen, sollte ihm aber dankbar sein. Sein Halligalli vor erhofften 170 000 Dirndlträgerinnen ist der Haferlschuh in der Tür vielleicht auch zu anderen bisher pop-kulturell brach liegenden Arenen wie dem Giesinger Stadion. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müssten nun auch hiesige kleine wie große Veranstalter leichtes Spiel haben. Das ist wunderbar und schön.

© SZ vom 09.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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