Süddeutsche Zeitung

Das ist schön:HFF + TUM = MINT

Die Webserie "Technically Single" startet

Von Bernhard Blöchl

In der vergangenen Woche gab es in der Stadt eine außergewöhnliche Filmpremiere. Sönke Wortmanns "Der Vorname" war auch interessant, aber "Technically Single" war interdisziplinär. Für die kleine Webserie des noch recht unbekannten Sebastian Stojetz haben sich die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und die Technische Universität München (TUM) zusammengetan, auf Initiative von TU-Professor Klaus Diepold. Junge Frauen zwischen 14 und 17 sollen durch die komödiantischen Liebes- und Lebensdramen der Elektrotechnik-Studentin Juli (Alina Stiegler) Lust auf die sogenannten MINT-Studienfächer bekommen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Folgende Rechnung möge also bitte aufgehen: HFF + TUM = MINT. AHA, OK, denkt man sich und befürchtet belehrende, holzhammerschwingende Werbespot-Sequenzen, mit denen Teenager so viel anfangen können wie mit MCs und VHS-Kassetten.

Aber weit gefehlt. "Technically Single" (Arbeitstitel: "Täglich unter Männern") ist aus mehreren Gründen gelungen. Zum einen hat die von der HFF-Absolventin Helena Hufnagel ("Einmal bitte alles") produzierte Miniserie eine lässige Grundhaltung, der Erzählton ist selbstironisch ("Er da, Maschinenbauer, mit Betonung auf Bauer"), überdreht und witzig ("Was glauben Sie denn, wo wir hier sind? An der LMU oder was?"). Da ist von "Happy Hacking" die Rede, und beim Zelten vor der TU wird Juli erklärt: "Du weißt schon, dass Campus nicht von Campen kommt."

Zum anderen ist das München-Bild frisch und authentisch; gefeiert wird zum Beispiel im Bahnwärter Thiel. Außerdem haben es ein paar Münchner Bands auf den Soundtrack geschafft. Und schließlich funktioniert die vom Film-Fernseh-Fonds Bayern mit 50 000 Euro mitfinanzierte Produktion auch als reines Unterhaltungsformat. In erster Linie geht es in "Technically Single" um die On- und Off-Beziehung von Juli und Thorsten und um die Frage, welchen Weg die junge Frau geht. Gastauftritte haben Maria Furtwängler als Dozentin und Maxi Schafroth als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Die fünf Folgen haben eine Länge von jeweils zehn Minuten und sind von diesem Samstag an via Maxdome und Sixx.de abrufbar. Man braucht kein MINT-Studium, um das technisch hinzukriegen. Auch das ist schön.

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Quelle:
SZ vom 13.10.2018
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