Das ist schön:Gottlob gibt's Traugott

Helmut Schleich sollte BR-Chefredakteur werden

Von Karl Forster

Es war das nun vergehende Jahr ein Jahr des Kabaretts. Nicht, dass es übers gewohnte Maß hinaus Highlights gegeben hätte wie etwa vor 60 Jahren die Gründung der Lach- & Schießgesellschaft; nicht die Geburt eines kabarettistischen Solitärs wie Sigi Zimmerschied anno 1953, wobei man allerdings damals auch nicht geahnt hat, was später aus dem kleinen Sigi denn so werden würde. Also keine Highlights 2016. Aber es ist den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten zu verdanken, dass das Kabarett Konjunktur hatte wie selten sonst. Das liegt wohl daran, dass man nach den Erfolgen der nun schon seit 2009 im ZDF so erfolgreichen "heute show" seitens der ARD samt regionaler Ableger zeigen wollte: In Sachen Gaudikunst steht man dem Welke-Team in nichts nach.

Ohne jetzt über manch gequälten Scherz am Donnerstag, dem ARD-Kabaretttag, zu lamentieren, hat sich rückblickend gerade das Bayerische Fernsehen hier hervorgetan. Zum Beispiel durch die musikalisch-poetisch-kabarettistischen Abende, gesendet aus dem Vereinsheim, oder durch - nicht minder munter - die WG-Satire "3. Stock links", die es dann sogar ins Erste schaffte. Von der niederbayerischen BR-Allzweckwaffe Hannes Ringlstetter ganz zu schweigen, dessen multifunktionale Dauerpräsenz in Sachen wortreiche Gaudi den Verdacht nährt, man wolle den Nachweis schaffen, dass es die eierlegende Wollmilchsau doch gebe. Auch auf die Gefahr hin, dass es sich dabei nur um einen Hansdampf in allen Gassen handelt.

Doch von all diesen kabarettistischen Wundertüten bleibt im Gedächtnis des Verbrauchers, also des Kabarett-Users, wie man heute sagt, wenig hängen. Zu viele Worthülsen, zu wenig innen drinnen. Das ist bei einem anderen Münchner Kabarettisten deutlich anders. Wenn, wie zum Ende des Jahres 2016 aus meist traurigem Anlass, in Sondersendungen oder beim Tagesthemen-Kommentar das Konterfei des Chefredakteurs des Bayerischen Fernsehens auftaucht, sieht man nicht Sigmund Gottlieb auf dem Bildschirm, sondern - irgendwie automatisch - den grauperückten und berückend komischen Kabarettisten Helmut Schleich.

Der interviewt dann als "Traugott Sieglieb" den Münchner Kardinal Max, pardon, Marx, oder den (da noch nicht) gewählten US-Präsidenten "Donald Glump, pardon, Glamp" auf so unnachahmlich Gottliebsche Art, dass das Original aus dem Bildrepertoire im Kopf verschwindet. Da wäre es doch nur logisch, würde man gleich Helmut Schleich, pardon, Traugott Sieglieb selbst zum nächsten BR-Chefredakteur küren. Das gäbe dann Interviews der Extraklasse. Und wäre schon, pardon, schön. Also schon schön.

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