Das ist schön:Achtarmige Underdogs

Notizen zum "Indiebookday" der unabhängigen Verlage

Von Bernhard Blöchl

Auf dem Plakat thront ein Oktopus. Er ist hübsch gezeichnet, elegant und niedlich, doch er kann auch irritieren. Verbindet man doch mit Kraken zunächst einmal die einlullende, achtarmige, saugnapfige Kraft einer herrschenden Allmacht. Doch nicht die großen Alphatiere strecken hier symbolisch ihre Arme aus, sondern die kleinen, die Underdogs. Denn der Oktopus wirbt für den "Indiebookday", der an diesem Samstag gefeiert wird.

Um die unabhängigen Verlage zu unterstützen, ist jeder Bücherfreund aufgerufen, an diesem Tag in einen Laden zu spazieren und ein Buch zu kaufen, eines, das in der Regel nicht stapelweise präsentiert wird, eines der Kleinen eben. Die Initiative, die sich zum reizenden literarischen Feiertag und zur schnurrenden Social-Media-Maschine entwickelt hat, gibt es seit fünf Jahren. Der Hamburger Mairisch Verlag hatte die Idee, inzwischen beteiligen sich auch viele andere, von A wie Antje Kunstmann über L wie Liebeskind bis Z wie Zauberfeder. All jene, die sich tagein tagaus behaupten müssen in einer Zeit, in der das Digitale krakenähnlich alle umschlingt und immer weniger Menschen Haptisches lesen.

Konkret für München bedeutet die Aktion: Läden wie Buch in der Au, Literatur Moths, Buch & Bohne, Sendlinger Buchhandlung und viele mehr erleichtern ihren Kunden die Suche, indem sie den Fokus auf Titel der Unabhängigen richten, etwa Austernbank, Hirschkäfer, Morisken und Susanna Rieder Verlag (Übersicht unter indiebookday.de und auf den zugehörigen Facebook-Seiten). Zu diskutieren gibt es ohnehin sehr viel, man denke an die VG-Wort-Rückzahlungen, die Kleinstverlagen zu schaffen machen, oder an die "Düsseldorfer Erklärung". Darin wurden kürzlich Vorschläge formuliert, unter anderem der Wunsch nach einem Preis für unabhängige Verlage analog zum Deutschen Buchhandlungspreis.

Und weil so ein Tag eine kurze Angelegenheit ist, gibt es erstmals die "Indiebookchallenge", die sich Sarah Käsmayr vom Augsburger Maro-Verlag ausgedacht hat: Ein Jahr lang steht jede Woche unter einem anderen Thema, das die Wahl des Buches erleichtern soll: blaues Cover, 14 Buchstaben im Titel, zwei Autorinnen, mit Fabelwesen, solche Sachen. Ein Krake ist leider nicht dabei. Apropos: Mit einem Oktopus kann man freilich auch die Geheimnisse der Tiefe assoziieren, und um die geht es hier ja in erster Linie. Also um die kleinen Bücherwunder im Buchstabenmeer. Und die sind ganz besonders schön.

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