"Das Hochzeitsvideo" im Kino:Falsche Doku und echtes Grauen

Sönke Wortmanns Zotenfest "Das Hochzeitsvideo" entsteigt der Mief neudeutschen Spießertums. Was für ein Horror.

Rainer Gansera

Mach' doch endlich die Kamera aus", der Satz wird häufig gebrüllt in Sönke Wortmanns "Hochzeitsvideo". Leider hat sich niemand an diesen Rat gehalten.

Alles Ballermänner  und Ballerfrauen in Sönke Wortmanns neuem Film "Das Hochzeitsvideo". (Foto: dpa)

Für seinen Freund Sebastian, der Pia heiratet, soll Daniel das Hochzeitsvideo drehen. So stolpert er durch den Junggesellinnenabschied mit neckischen Strippern bis hin zur Trauung mit den vergessenen Eheringen. Seine Wackelkamera soll restlos abgenutzte Gags mit neuem, modischen Youtube-Flair versehen.

Das Stilprinzip Fake Documentary kann durchaus zur Herstellung echter Komödien herangezogen werden, wie schon 2003 der Chilene Matías Bize mit "Sábado - Das Hochzeitsvideo" bewiesen hat. Regisseur Sönke Wortmann, der einst mit "Kleine Haie" echtes Komödiengespür bewies, arbeitet sich hier an einem Drehbuch der banalste Zoten ab.

Ob es sich um die verzickte Familie des Bräutigams handelt oder um die Alt-68er-Eltern der Braut, um Freunde oder sonstige Verwandte: jeder ein Ballermann oder eine Ballerfrau. Dem Ganzen entsteigt der Mief neudeutschen Spießertums.

Eigentlich ein Horrorfilm.

DAS HOCHZEITSVIDEO, D 2012 - Regie: Sönke Wortmann. Buch: Gernot Griksch. Mit Lisa Bitter, Marian Kindermann . Constantin, 87 Minuten.

© SZ vom 10.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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