Süddeutsche Zeitung

Das erste Mal "Star Wars":Star was?

Unserer Autorin war das omnipräsente Weltraumepos schleierhaft. Jetzt war sie im Kino. Und die Macht ist erwacht.

Von Carolin Gasteiger

Ah, das Raumschiff! Das kommt mir bekannt vor - aus dem Trailer zu "Star Wars - das Erwachen der Macht". Ebenso wie die Sequenz, als Finn schwer keuchend in der Wüste steht. Viel mehr hätte ich über die große Sternenkriegs-Saga, auf deren Fortsetzung die halbe Welt seit Monaten gewartet hat, nicht sagen können.

Tatsächlich habe ich in mehr als 30 Jahren keinen einzigen Star-Wars-Film gesehen. Zwar sind mir die Jedi-Ritter ein Begriff, ich hatte schon von Luke Skywalker gehört und konnte selbst mit röchelnder Stimme Darth Vader imitieren. Aber das war es auch schon. Ursprung, Zusammenhang oder tieferen Sinn einzelner Figuren kenne ich nicht. Ich verwechsele Jabba the Hutt regelmäßig mit Chewbacca und nenne die weißen Männchen, die gerade überall Wasserflaschen, Sammelbildchen oder Trinkbecher zieren, Startrooper.

Der Hype um das Weltraum-Epos war mir schleierhaft. Was um Himmels willen ist so toll an ballernden Weltraum-Soldaten, einem dunklen Herrscher, Robotern und haarigen Fellmonstern? Wenn Kollegen in der Mittagspause darüber philosophieren, ob Luke Skywalker vielleicht auf die dunkle Seite gewechselt ist, wende ich mich gelangweilt ab.

Beste Voraussetzungen also für einen Kinobesuch - und meinen ersten Star-Wars-Film. Ich hatte mit vielem gerechnet: Einschlafen nach der ersten halben Stunde, Handydaddeln nach einer weiteren und angespannte Reizbarkeit bis zum Schluss. Aber alles kam anders. Als fügte sich ein Puzzle aus Phrasen, Namen, Beziehungen und sogar Orten zusammen, dessen Teile bislang lose in meinem Kopf rumspukten.

Angefangen bei den Sturmtrupplern, deren weiße Rüstungen sie wie Marshmellow-Männchen aussehen lassen, über den niedlich piepsenden BB-8 bis hin zum Wiedersehen von Prinzessin Leia und Han Solo ("Neue Frisur?"), machte auf einmal alles Sinn. Die Jedi-Ritter, die eben kein Mythos sind, wie Protagonistin Rey anfangs noch vermutet; Kylo Ren, der sich vor der verkokelten Maske von Darth Vader Selbstzweifel eingesteht; und die unterschiedlichsten Fantasie-Kreaturen, die in einer Art Weltraum-Spelunke miteinander zechen. Ein Aha-Moment reiht sich an den anderen - etwa, als Han Solo (ach, Harrison Ford ist Han Solo!) und Chewbacca das erste Mal auftauchen. Und endlich ist mir klar, wer Chewbacca ist, das Monster, das zuletzt als L'Oréal-Modell in meiner Facebook-Timeline auftauchte.

Allerdings bereitet mir J. J. Abrams auch einen geschmeidigen Einstieg ins Star-Wars-Reich. Gefühlige Szenen wie das Wiedersehen von Prinzessin Leia und Han Solo statt brutales Gemetzel im Weltraum, witzige Dialoge statt nerdige Techie-Vorträge und Oscar Isaac, der an den jungen Al Pacino erinnert. Außerdem keine übertriebenen Special Effects und eine beeindruckende Hauptdarstellerin.

Bei aller Begeisterung stellen sich mir trotzdem Fragen. Warum laufen alle, wenn sie auf der Flucht sind, vorneweg und lassen den kleinen Droiden BB-8 hinterhereiern? Kann man ihn nicht einfach hochheben und losrennen - oder zumindest vorneweg laufen lassen? Warum plagen Finn als einzigen Sturmtruppler Gewissensbisse? Und warum sind diese trotz ihrer Plastikpanzer mit einem gezielten Schuss aus dem Blaster zu erledigen? Und wo ist überhaupt das kleine Männchen, das so lustig durcheinander spricht?

Ich kann die nächste Episode kaum erwarten

Aber diese Zweifel sind schnell vergessen, wenn Rey und Finn im Millenium Falken (ach, das ist der Millenium Falke!) durch den Weltraum düsen, wenn die zugleich weise und witzige Maz Kanata ihre Brillengläser justiert oder sich Rey und Kylo Ren ein fein choreographierte Lichtschwert-Duell liefern.

In einer Szene fragt Rey ungläubig: "Luke Skywalker? Ich dachte, der sei ein Mythos." Das hätten vor "Das Erwachen der Macht" auch meine Worte sein können. Nun aber bin ich mit dem Star-Wars-Virus infiziert - und kann bis zur achten Episode kaum warten. Es sind noch 520 Tage.

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