Man muss ihn nicht mögen, den namenlosen Ich-Erzähler, dessen Tagebuch man gerade liest. Das Tagebuch ist ein Roman, er heißt „Getäuscht“, und Juri Felsen hat ihn im Jahr 1930 geschrieben. Erst 2012 wurde er in Moskau wiederentdeckt, nun hat ihn die wunderbare Rosemarie Tietze übersetzt. Und zwar wie eine silbrig glitzernde Symphonie mit unendlich langen Melodiebögen – Felsen liebt lange Sätze. Wie einen Gesang, der als einzigen Zuhörer nur den Sänger kennt. Und dessen Nerven, Nerven, Nerven.
Exilliteratur„Frauen müssen lügen“
Lesezeit: 3 Min.

Späte Wiederentdeckung eines in Auschwitz Ermordeten: Juri Felsens Roman „Getäuscht“ gibt es endlich auch auf Deutsch. Das Werk des russischen Proust ist ein Buch über die Liebe.
Von Egbert Tholl
Lesen Sie mehr zum Thema