Bei einer Oper, deren Aufführung nur 90 Minuten dauert, ist es hilfreich, noch vor Beginn intellektuell eingenordet zu werden. Und so liest man auf dem Vorhang in der Wiener Staatsoper zwei Sätze, einen von Voltaire und einen von Horkheimer. Der eine sagt, dass die Krankheit fast unheilbar sei, hat der Fanatismus das Gehirn einmal verpestet. Der andere sagt, dass auch die Wahrscheinlichkeit eines morgigen Todes einen nicht aus der Verantwortung heute entlasse. Die Sätze ließ Josef Ernst Köpplinger (in Wien heißt er Josef Ernst, in München Josef E.) auf den Vorhang schreiben. Er ist der Grund, weshalb wir hier sind, in der zweiten Aufführung von "Dantons Tod", der Oper, die Gottfried von Einem nach Büchners Drama schrieb, die 1947 ihre Uraufführung bei den Salzburger Festspielen hatte und die nun eben Köpplinger inszeniert hat. Der Jubel ist groß, und ein Kollege berichtet, bei der Premiere sei Köpplinger zweimal gefeiert worden, auf der Bühne und nachher bei der Premierenfeier. Es ist Köpplingers Debüt an der Staatsoper.
"Dantons Tod" in Wien:Der Einzelne nur Schaum auf der Welle
Lesezeit: 3 Min.

Josef E. Köpplinger, Intendant am Gärtnerplatztheater, feiert mit "Dantons Tod" sein Debüt an der Wiener Staatsoper
Von Egbert Tholl, Wien
Lesen Sie mehr zum Thema