Danny DeVito zum 70. Geburtstag:Wahre Größe

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Weit mehr als der ulkige Komödien-Darsteller: Danny DeVito hat die Filmwelt nachhaltig beeinflusst. (Foto: Reuters)

Als Komiker ist er bekannt, aber als Produzent prägte er Hollywood: Danny DeVito wird 70 Jahre alt. Die US-Independents der Neunzigerjahre verdanken ihm viel. Nicht nur Quentin Tarantino dürfte herzliche Glückwünsche übermitteln.

Von Susan Vahabzadeh

Kann einer, der schmierige Typen so auf den Punkt gebracht hat wie Danny DeVito, selbst etwas anderes sein als eine Seele von Mensch? Nehmen wir mal Louie DePalma, die Rolle, mit der er berühmt wurde: Der Schichtleiter in einem New Yorker Taxi-Unternehmen, der aus seinem kleinen Kasten eigentlich nur herauskommt, um die Fahrer zu nerven.

Er ist taktlos und hinterhältig, hat einen bösen Sinn für Humor, und regelmäßig macht er die einzige Fahrerin schräg von der Seite an. Um diesen Kerl spielen zu können, muss man schon ein sehr präzises Gespür für die Fehler und Schwächen der Menschen haben.

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Und doch wurde Louie in der Serie "Taxi" eine der beliebtesten Figuren, Danny DeVito bekam dafür einen Emmy. Der Part war dann auch eine Art Blaupause für die Rollen, mit denen er zum Filmstar wurde: als Sidekick von Michael Douglas in der Abenteuerreihe um den "Grünen Diamanten" etwa oder als Winkeladvokat in "Der Rosenkrieg", der daran verdient, dass sich Douglas und Kathleen Turner gegenseitig die Hölle heiß machen.

Einen wunderbaren Auftritt hatte er in "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone" - da überlässt er seine kreischende Ehefrau, gespielt von Bette Midler, skrupellos ihren beiden Entführern, die aber auch nicht mit ihr fertig werden.

Immer wieder Michael Douglas

DeVito ist als Filmstar ein ungewöhnlicher Fall. Klein waren andere auch, Al Pacino etwa oder Dustin Hoffman, aber die waren hübscher. Dass DeVito überhaupt Schauspieler wurde, war dann auch eher ein Unfall.

Am 19. November 1944 in New Jersey geboren, hat er erst eine Weile als Kosmetiker im Schönheitssalon seiner Schwester gearbeitet, und als er in New York an der American Academy of Dramatic Arts anfing, wollte er eigentlich Maskenbildner werden.

Das Schauspiel-Virus infizierte ihn aber doch, und dabei lernte einen anderen Schauspielschüler kennen, mit dem er dann immer wieder zusammengearbeitet hat - Michael Douglas eben, das krasse Gegenteil seiner selbst.

Seine ersten Rollen hatten dann alle mit Douglas zu tun. In "Einer flog übers Kuckucksnest" war er zum Beispiel dabei, von Douglas 1975 produziert. Dann kam Louie - und der Erfolg. Man vergisst leicht, dass DeVito aber nicht nur ein erfolgreicher Komiker war, sondern auch eine viel ernsthaftere Seite hatte.

Die kam eher in seinen Regiearbeiten zum Tragen, bei "Hoffa" beispielsweise, nach dem realen Fall des verschwundenen Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa, den Jack Nicholson für ihn spielte.

DeVito zeigt ihn als einen Mann, der für die Gewerkschaft lebt - und ahnt, dass er für sie sterben wird. Das Drehbuch dazu stammte von David Mamet, und für Mamet und DeVito war klar, dass Hoffa nicht der Mafia angehörte, wie die Gerüchte besagten, sondern sich einfach nur mit jedem einließ, von dem er glaubte, er würde ihm bei der Sache der Gewerkschaft helfen.

Den ganzen Film über sehen wir Hoffa mit den Augen eines langjährigen Freundes - und den spielt DeVito selbst. Er schaut auf den Helden mit demselben menschlichen Blick, mit dem er das Liebenswerte in der Figur Louie entdeckt hat.

Nun, da er seinen siebzigsten Geburtstag feiert, kann man allerdings sagen, dass er Hollywood doch am meisten als Produzent geprägt hat. Seine Firma Jersey Films setzte ein paar Jahre lang wirklich Maßstäbe.

Er hat Quentin Tarantinos "Pulp Fiction" mitproduziert und Steven Soderberghs "Out of Sight" mit George Clooney, dazu "Erin Brockovich" mit Julia Roberts und Andrew Niccols Gen-Drama "Gattaca", schließlich Zach Braffs furioses Debüt "Garden State".

Förderer der Independent-Filmkultur

Für "Erin Brockovich" war er dann sogar bei den Oscars nominiert, für den besten Film. DeVito und seine Partner in der Firma, Michael Shamberg und Stacy Sher, sahen in einer ganzen Reihe von Filmemachern das Potenzial, einmal zu den Großen zu gehören - oft hatten sie Recht.

So ist die Independent-Filmkultur der Neunzigerjahre DeVito einiges schuldig. Auch Milos Formans "Man on the Moon" -, über eben jenen Andy Kaufman, der mit DeVito in "Taxi" angefangen hatte und dann jung gestorben war - geht auf eine Idee von ihm zurück. Er setzte Forman den Floh ins Ohr, Kaufmans Lebensgeschichte zu verfilmen, auf Michael Douglas' Geburtstagsparty.

Michael Douglas wird 70
:Freigespielt

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Im Film spielte er dann Kaufmans Manager George Shapiro, der seinen bahnbrechend komischen Klienten manchmal gar nicht erkennt - Andy Kaufman war ein echter Verkleidungskünstler. Die Rolle bescherte Jim Carrey einen seiner schönsten Auftritte - und DeVito, als Ideengeber, Strippenzieher und Produzent, machte sie möglich.

Überhaupt sind in seiner Filmografie noch ein paar wunderbare Auftritte mehr dabei. "L.A. Confidential" beispielsweise, als Zeitungsmann, der sagt: "Das Leben in Los Angeles ist toll, das Paradies auf Erden - so behauptet man zumindest." Nur romantische Helden spielen durfte er fast nie; nur einmal, in "Wachgeküsst" (1999), als Fahrstuhlführer in einem Appartement-Haus, darf er sich in Holly Hunter verlieben. Es endet als traurige Geschichte.

© SZ vom 17.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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