Daniel Siemens: "Hinter der Weltbühne":Im Fahrwasser der Macht

Daniel Siemens: "Hinter der Weltbühne": Gefangener seines eigenen Geltungsdrangs: Publizist Budzislawski.

Gefangener seines eigenen Geltungsdrangs: Publizist Budzislawski.

(Foto: Modern European History Seminar/Newcastle University)

Daniel Siemens erzählt das Leben des Journalisten Hermann Budzislawski - und erhellt dabei die Illusionen und Zwänge eines bürgerlichen Sozialisten im 20. Jahrhundert.

Von Jens Bisky

In den späten Jahren der DDR stand auf dem Titelblatt jeder Ausgabe der sagenumwobenen Zeitschrift Weltbühne ein kurzer Abriss der Blattgeschichte: "1905 gegründet von Siegfried Jacobsohn. 1926 - 1933 geleitet von Carl v. Ossietzky. Nach 1933 herausgegeben von Hermann Budzislawski. Wieder gegründet 1946 von Maud v. Ossietzky und Hans Leonard". Damit berief man sich auf eine stolze Tradition, auf bürgerliche Linke, die in der "Wochenschrift für Politik, Kunst, Wirtschaft" die Halbheiten der Weimarer Republik und die Duldsamkeit gegenüber ihren Feinden kritisiert hatten, auf das antifaschistische Exil, den Neubeginn nach Kriegsende. Bei gegebenem Anlass wurde die Kontinuität in Phrasen beschworen, die zum Blatt, in dem Kurt Tucholsky geschrieben hatte, schlecht passten.

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