Staatsoper Unter den Linden:Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor zurück

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Daniel Barenboim nach einem Konzert mit der Staatskapelle im November 2019. (Foto: MICHELE TANTUSSI/AFP)

"Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird", erklärte der Dirigent und Pianist. Er ist schon länger gesundheitlich angeschlagen.

Der seit langem erkrankte Dirigent und Pianist Daniel Barenboim tritt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden zurück. Das gab der 80-Jährige in Berlin bekannt. "Mein Gesundheitszustand", sagte Barenboim schon Anfang Oktober, "hat sich in den letzten Monaten verschlechtert und es wurde eine schwere neurologische Erkrankung bei mir diagnostiziert." Er sagte darauf alle Auftritte ab.

Unter anderem musste das Konzert zum achtzigsten Geburtstag gestrichen werden, bei dem er in der Berliner Philharmonie als Pianist auftreten sollte. Die spektakuläre neue "Ring"-Produktion an der Staatsoper, bei der alle Teile von Wagners Tetralogie innerhalb von einer guten Woche als Premiere herauskamen, gab Barenboim an Christian Thielemann und Thomas Guggeis ab. Allerdings war er für zwei Konzerte am Silvesterabend und an Neujahr wieder ans Pult zurückgekehrt - und wurde vom Publikum frenetisch gefeiert.

Kultursenator Klaus Lederer: "die richtige Entscheidung"

Nun geht es offenbar nicht mehr: "Leider hat sich mein Gesundheitszustand im letzten Jahr deutlich verschlechtert. Ich kann die Leistung nicht mehr erbringen, die zu Recht von einem Generalmusikdirektor verlangt wird", hieß es in einer Erklärung Barenboims. "Deshalb bitte ich um Verständnis, dass ich zum 31. Januar 2023 diese Tätigkeit aufgebe."

Er bitte Kultursenator Klaus Lederer um Auflösung des Vertrages zum genannten Zeitpunkt. Lederer zeigte sich in einer Mitteilung "überzeugt, dass Daniel Barenboim die richtige Entscheidung getroffen hat". Er stelle das Wohl der Staatsoper und der Staatskapelle in den Vordergrund. "Dies alles verdient größten Respekt." Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte Barenboim als einen "der bedeutendsten Pianisten und Dirigenten aller Zeiten, der jahrzehntelang auch das deutsche Musikleben entscheidend geprägt hat". Seine Zeit als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden "war ein Glücksfall für Berlin und Deutschland, denn er hat das Opernhaus und die Staatskapelle nach dem Fall der Mauer zu Weltruhm geführt".

Seit 1992 wirkte der argentinisch-israelische Barenboim als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. "Die Jahre haben uns musikalisch und menschlich in jeder Hinsicht beflügelt", schreibt er. "Selbstverständlich bleibe ich - solange ich lebe - mit der Musik engstens verbunden und bin bereit, auch künftig als Dirigent zu wirken, auch und gerade mit der Staatskapelle Berlin."

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