"Crazy, Stupid, Love" im Kino:Leben nach der Scheidung

Ein Mann geht durch das Single-Fegefeuer. Mit "Crazy, Stupid, Love" gelingt den beiden Regisseuren Ficarra und Requa eine skrupellose Liebes- und Diebesgeschichte, verrückt und bescheuert - also muss es Liebe sein.

Fritz Göttler

Heiterkeit, fröhliches Gelächter, große Erleichterung! Eine Scheidung, ruft der ältere Kollege, zwischen Tür und Angel, dem etwas müden, demotivierten Cal in seinem Büro zu: Amy hörte dich auf der Toilette weinen . . . Meine Güte, wir dachten, es wäre Krebs. Aber es ist nur eine Scheidung . . .

Themendienst Kino: Crazy, Stupid, Love

Das ist also das Fegefeuer: Steve Carell als einsamer Cal.

(Foto: dapd)

Dies ist einer der wenigen Momente, die unbeschwert zum Lachen sind in diesem Film, der elegant aber unerbittlich das weite Feld zwischen Lächerlichkeit, Beklemmung und Depression durchstreift. Zum Dessert hatte, bei einem der routinemäßigen Restaurantabende, Cals Frau Emily (Julianne Moore) von Cal (Steve Carell) die Scheidung gewünscht, nach 25 Jahren, sie hat mit einem Mann geschlafen, der tatsächlich den Namen David Lindhagen trägt und kühn von Kevin Bacon gespielt wird.

Für den quälerischen Wahnwitz eines solchen Neuanfangs haben in "Crazy, Stupid, Love" die beiden Regisseure die perfide Respektlosigkeit der Judd-Apatow-Schule kombiniert mit ihren abseitigen Interessen für die vielen möglichen Formen der Liebe - Glenn Ficarra und John Requa haben die Drehbücher zu "Cats & Dogs" und "Bad Santa" geschrieben und den Film "I Love You Phillip Morris" inszeniert, eine skrupellose Liebes- und Diebesgeschichte zwischen Jim Carrey und Ewan McGregor.

Kann etwas trauriger und komischer zugleich sein als Menschen, die hartnäckig wider ihre eigenen Liebesinteressen und Begierden operieren? Cal zieht aus und landet hilflos in einem tristen Single-Fegefeuer, einer dunklen Bar, in der die Gesetze der ekelhaft selbstsicheren Aufreißer gelten und die Frauen darauf warten, abgeholt zu werden. Cal dagegen nuckelt kläglich an seinem Drink, und das Komik-Gesetz, dass der Mut sich lächerlich zu machen, dich adelt, gilt für ihn überhaupt nicht. Unverzagt wässert er ansonsten nachts, heimlich, den Garten des Hauses.

Ein Don Juan wie mit Photoshop

Sich neu erfinden, einen Menschen - sich selbst oder einen den man liebt - modellieren, bis er den Vorstellungen entspricht, die man sich von ihm macht, gehört zum Standardrepertoire der amerikanischen Komödie - und hat auch ernsten Genres Momente von Komik und Lächerlichkeit gebracht, bis hin zum durchweg obsessiven "Vertigo".

Steve Carell lässt sich neu erfinden unter Anleitung von Ryan Gosling, den man hier als Don Juan wie ein Photoshop-Geschöpf erleben kann - ganz das Gegenteil zum widerspenstigen, widersprüchlichen Jungen, den er gerade in "Blue Valentine" in unseren Kinos spielt. Irgendwann kommt dann doch von dem noch etwas zum Vorschein, als er auf die selbstbewusste Emma Stone trifft - die kennt die Regeln des Spiels, das er spielt und macht sich darüber sehr lustig. Das ist dann wirklich verrückt und bescheuert, also muss es Liebe sein.

CRAZY, STUPID, LOVE, USA 2011 - Regie: Glenn Ficarra, John Requa. Buch: Dan Fogelman. Kamera: Andrew Dunn. Mit: Steve Carell, Ryan Gosling, Julianne Moore, Emma Stone, Marisa Tomei, John Carroll Lynch, Kevin Bacon, Analeigh Tipton. Warner, 118 Minuten.

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