Contra: Abonnentensystem:Naturbedingter Schwund

Pro & Contra Abonnentensystem. In München die Regel, in Berlin deutlich weniger verbreitet: Die Planungssicherheit durch Konzertabonnements ist noch lange kein Kunstkonzept, findet

Reinhard J. Brembeck

Abos sind allgegenwärtig. Sie garantieren die finanzielle Planungssicherheit vieler Zeitungen, Zeitschriften, Theater, Opern; sie sind die wirtschaftliche Garantie für deren Bestehen und deshalb ganz auf Bestandssicherung ausgerichtet. Aus diesem Grund haben Abonnements mit künstlerischen oder gar kunstvisionären Überlegungen nichts gemein. Sie stehen ihnen sogar eher im Wege. Weil Abos eben auch Hemmnis bei Erneuerung, Aufbruch, Relaunch bedeuten. Genau aus diesem Grund aber könnten die Tage des Abonnentensystems gezählt sein, zumindest in Oper und Konzert.

Contra: Abonnentensystem: Auch die Berliner Philharmonika wird wohl betroffen sein: In den nächsten beiden Jahrzehnten werden zwanzig, dreißig, vielleicht sogar vierzig Prozent ihres Publikums verschwinden.

Auch die Berliner Philharmonika wird wohl betroffen sein: In den nächsten beiden Jahrzehnten werden zwanzig, dreißig, vielleicht sogar vierzig Prozent ihres Publikums verschwinden.

(Foto: Foto: dpa)

Denn Oper und Konzert sind zwar besser ausgelastet als beispielsweise das Sprechtheater, sie sind aber auch sehr viel stärker von Überalterung bedroht. Womit nichts gegen ein älteres Publikum gesagt sein soll. Doch Veranstalter und Intendanten stehen vor dem enormen Problem, dass in den nächsten beiden Jahrzehnten zwanzig, dreißig, vielleicht sogar vierzig Prozent ihres Publikums verschwinden werden - und kaum jemand ist derzeit zuversichtlich genug, zu behaupten, dass dieser naturbedingte Schwund ohne weiteres ausgeglichen werden wird.

Deshalb unternehmen Intendanten wie Veranstalter so ziemlich alles, um neues und vor allem junges Publikum in Oper und Konzert zu locken. Dass die Mittel dabei nicht immer klassikaffin zu sein scheinen, dass Events und Superstars nach Popvorbildern kreiert werden, ist eine Folge dieser aufs Überleben zielenden Marktstrategie, die darob häufig genug kritisiert wird.

Ein zentraler Punkt bei solchen Überlegungen ist auch das Abonnentenwesen, das recht unterschiedlich ausgeprägt ist: in München die Regel, ist es in Berlin deutlich weniger verbreitet. Die auf zielsichere Vorausplanbarkeit abgestellten Abos sind bei jüngeren Menschen nicht beliebt. Nun ist es aus wirtschaftlichen Gründen schwierig, hier Lösungen zu finden. Aber es gibt sie. Beispielsweise an den Münchner Kammerspielen.

Die Kammerspiele bieten neben den traditionellen Abonnements die Theatercard an, mit der man für jede Vorstellung nur mehr den halben Kartenpreis bezahlt. So kann sowohl der traditionellen Klientel als auch den Jungen gedient werden. Ob das einmal zum Ende des Abo-Systems führen wird, sei dahingestellt. Auf jeden Fall aber werden sich auch Opernhäuser und Orchester verstärkt auf solche Angebote einlassen müssen, um sich ihr Publikum der Zukunft zu sichern.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: