Computerspiel:Outer Wilds

Von Nicolas Freund

Der Weltklimarat hat gerade eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um den Schaden wenigstens zu begrenzen. Eigentlich müsste sofort gehandelt werden. Vielleicht ist auch wegen dieser globalen Dringlichkeit, die langsam in die Köpfe sickert, das Computerspiel "Outer Wilds" (für PC und Xbox One, 22-25 Euro) so überraschend erfolgreich. Denn hier sind es nur noch genau 22 Minuten bis zur Katastrophe, und gerettet werden muss nicht nur ein Planet, sondern ein ganzes Sonnensystem, bevor es von der sich ausdehnenden Sonne verschlungen wird. Endlich mal eine klare Ansage.

Der Spieler steuert einen netten Außerirdischen mit vier Augen und spitzen Ohren, der mit einem verdächtig selbstgebaut aussehenden Raumschiff völlig frei dieses Sonnensystem erkundet. Dabei gelten physikalische Gesetz: Die Planeten bewegen sich auf vorgegebenen Bahnen um die Sonnen und haben eine Anziehungskraft. Das Raumschiff kann mit Schubdüsen in sechs Richtungen bewegt werden und bis man es schafft, ohne größere Unfälle auf einem der Himmelskörper zu landen, vergeht eine Weile. Manche Partie kann noch kürzer als 22 Minuten sein. Das Spiel ist auch eine praktische Lektion in Schwerkraft und Trägheit.

Das schwierige Antriebssystem in den Griff zu bekommen lohnt sich aber, denn es gibt in diesem liebevoll gestalteten Sonnensystem jede Menge zu entdecken, zum Beispiel einen Planeten, der langsam in sich zusammenstürzt, weil in seinem Inneren ein schwarzes Loch rumort (in das man auch nicht fallen sollte), oder zwei kleinere Trabanten, die so nah beieinander die Sonne umkreisen, dass langsam der Sand von dem einen auf den anderen herüberrieselt und rätselhafte Strukturen freilegt.

"Outer Wilds" erfindet das beliebte Konzept einer frei erkundbaren Computerspielwelt neu: Das Zeitelement, die Physik in Kombination mit den einfallsreichen Planeten machen es zu einem der innovativsten Spiele der letzten Jahre. Und wenn die Rettung nach 22 Minuten nicht gelingt, bekommt man, anders als in der Wirklichkeit, auch noch beliebig viele weitere Versuche.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: