Süddeutsche Zeitung

"Common People" von Pulp:Singt Jarvis Cocker über Frau Varoufakis?

Pulp hat in "Common People" eine Tochter reicher Eltern aus Griechenland besungen. Nun behauptet ein Magazin, damit sei Danae Stratou gemeint - die Frau des griechischen Finanzministers.

Von Anja Perkuhn

Mysteriöse Frauen in Popsongs - das ist ziemlich Neunziger, als in Videoclips noch zu Neon und künstlichem Nebel eine Kurzgeschichte erzählt wurde. Niemand würde sich heute ernsthaft fragen, wen Justin Bieber eigentlich meint mit den Zeilen: "Oh it's like 3 in the morning/ And you see me looking at ya/ Ooh I just can't control it/ Come over here so I can see you better" (aus: "Supermodel").

In "Common People" von Pulp ist Songwriter Jarvis Cocker allerdings beim Beschreiben etwas konkreter geworden, weshalb viele Menschen wissen wollten, wer sich hinter der wissensdurstigen jungen Frau verbirgt, die so dringend das Leben der normalen Menschen kennenlernen will.

Das Rätsel scheint nun gelöst: Es soll sich dabei um Danae Stratou handeln - die Frau des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis.

Das meint zumindest die griechische Athens Voice herausgefunden zu haben.

Die Fakten sind da: Studium, Mutter, Vater - alles passt

Die Fakten sind da: Cocker singt in seinem Zwei-Menschen-zwei-Welten-Melodram über eine junge Frau aus Griechenland, die er am Londoner St. Martins College in einem Bildhauerei-Kurs kennenlernt - wie Cocker studierte Stratou laut ihrer Biografie in den späten Achtzigern an diesem College Kunst.

Die mysteriöse Griechin hat einen reichen Vater und eine Künstlerinnen-Mutter - Stratous Vater leitet in Griechenland ein Textilimperium, ihre Mutter ist Künstlerin.

Der Popsong ist inzwischen beinahe antik und so richtig aufregend ist die Geschichte darin auch nicht. Warum es immer noch interessant wäre, wenn es sich bei der Protagonistin um Frau Varoufakis handeln würde - die Frau des Politikers, dessen Gesicht man mit der Wirtschaftskrise in Griechenland verbindet?

Vielleicht vor allem wegen der Textzeilen, in denen das lyrische Ich mit der etwas versnobten Reichentochter in einen Supermarkt geht, um ihr das Leben der Unterschicht etwas näher zu bringen: "I said pretend you've got no money/ She just laughed and said/ "Oh you're so funny."/ I said "Yeah?/ Well I can't see anyone else smiling in here." Tu mal so, als hättest du kein Geld, fordert er sie auf. Darüber kann die Prinzessin aber nur lachen - auch wenns eigentlich nicht witzig ist.

Cocker hat spontane Erinnerungslücken, Ehemann Varoufakis grinst

Cocker selbst wollte nie die Identität der Besungenen preisgeben und relativierte 2008 in der BBC-Doku "The Story of Pulp's Common People" mit spontanen Erinnerungslücken auch so ziemlich alles, was er über sie zu wissen glaubte: Vielleicht habe er sie missverstanden oder er erinnere sich verkehrt und sie kam gar nicht aus Griechenland.

Ehemann Varoufakis sagte BBC World dazu: "Ach, damals kannte ich sie ja noch nicht. Aber ich weiß, dass sie zu dieser Zeit die einzige Bildhauerei-Studentin aus Griechenland am St. Martins College war. Und, aus eigener Erfahrung, dass sie eine sehr faszinierende Person ist." Kommentieren könne er das Thema aber nicht, sagte er grinsend.

Sex hat es übrigens mit der Common-People-Dame - ob es nun Frau Stratou gewesen ist oder nicht - trotz entsprechender Zeilen im Song nicht gegeben. Diesen einen Fakt wollte Jarvis Cocker doch lieber klarstellen.

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