So passen Modans minimalistischer Stil und die genau gesetzten Sprechblasen perfekt zur angeschlagenen Psyche der Figuren. Wie alle in ihrer Umgebung sind auch sie darum bemüht, Ruhe zu bewahren und ihre Gefühle zu unterdrücken. Wenn sich die beiden schließlich doch näher kommen und miteinander schlafen, verdeutlicht das zweigeteilte Panel des sich küssenden Paars, dass dieses Glück nicht ungebrochen ist.
Es unterstreicht das große Können Modans, dass sie jene Szenen der Liebe, die andernorts abgedroschen wirken würden, hier als Oasen in einem latent bedrohlichen Alltag sichtbar werden lässt, in einem Alltag, in dem Dialoge wie der folgende keine Ausnahme bilden: "Erinnerst du dich an den Anschlag in Hadera vor drei Wochen?" - "Hadera? Du meinst Haifa?" - "Nein, nicht der im Restaurant. Der in der Cafeteria am Busbahnhof."
RUTU MODAN: Blutspuren. Edition Moderne, Zürich 2008. 168 Seiten, 28 Euro.
Bild: Rutu Modan: Blutspuren. Edition Moderne, Zürich 2008.
(SZ v. 3.9.2008)