Comics:Raowl & Archibald

Comics: Kim Hyun-Min: Archibald

Kim Hyun-Min: Archibald

Zwei Comics für Kinder versprechen einen Mix von Gruseln und Grinsen

Von Christoph Haas

Furzgeräusche imitieren - das macht Spaß. Ebenso sehr wie in den Schnee pinkeln oder sich am flackernden Lagerfeuer Geistergeschichten erzählen lassen. Kinder mögen es gerne, wenn es ein bisschen eklig oder unheimlich ist, nur eben nicht allzu sehr; auf die richtige Dosis kommt es an. Sie verspricht ein Comic wie "Archibald", dessen Backcover großspurig-augenzwinkernd verkündet: "Gruseln und Grinsen garantiert! Angsthasen bitte draußen bleiben!"

Archibald ist ein elfjähriger Junge, der bei seinem vergesslichen Opa aufwächst und sich durch die karierte Mütze, die er trägt, als Sherlock-Holmes-Fan ausweist. Als ein sprechender, in einen Trenchcoat gekleideter Hund namens Monk bei ihm auftaucht, hat Archibald Gelegenheit, seine Befähigung zum Detektiv unter Beweis zu stellen. In einem ersten Fall gilt es zu klären, was hinter einer Zombie-Epidemie steckt; dann bekommen es die beiden mit einem dämonischen Zirkusdirektor zu tun, der sich bei Vollmond in einen Berserker verwandelt.

Die Serie stammt aus Südkorea, ist aber in einem weichen, europäischen Semi-Funny-Stil gezeichnet. Kim Hyun-min bevorzugt Rundungen und geschwungene Linien; das verleiht seinen Bildern etwas Gemütliches und mindert die Wirkungskraft des ohnehin durch Comedy-Elemente gebrochenen Horrors. Mit jeweils nur 40 Seiten Umfang sind die Comics fast ein wenig knapp ausgefallen. Kim treibt die Handlung sehr schnell voran - das muss so sein - gerne würde man jedoch noch etwas mehr über die Figuren und die Welt, in der sie zu Hause sind, erfahren.

Comics: Tébo: Raowl. Die Schöne und das Biest

Tébo: Raowl. Die Schöne und das Biest

In einem kuriosen Märchen- und Fantasy-Kosmos angesiedelt ist "Raowl". Mit seiner Micky-Maus-Hommage "Die jungen Jahre von Micky" hat der französische Zeichner Tébo vor fünf Jahren schon gezeigt, dass er sich darauf versteht, Vertrautem einen Drall ins Überdrehte und Groteske zu geben. Raowl ist ein eher schlicht gestrickter Abenteurer, auf dessen muskelbepacktem Körper ein überdimensionierter Tigerkopf sitzt. Sein Name ist kein Zufall: Einerseits klingt der aristokratisch wirkende Name "Raul" an, andererseits das Gebrüll einer Raubkatze.

Raowl will eigentlich nur zwei Dinge: reihenweise Monster aller Art töten und von schönen Prinzessinnen dafür mit einem Kuss belohnt werden. Das erste gelingt ihm mühelos, das zweite leider kaum. Denn die Zeiten haben sich geändert: Die jungen Damen, denen er begegnet, sind anspruchsvoll und selbstbewusst, und eine von ihnen verweigert sich komplett der ihr zugedachten Rolle; sie zieht lieber selbst umher und schlägt Köpfe ein. "Raowl" glänzt mit lakonischem Dialogwitz und perfektem, an Animationsfilmen geschultem Timing. Man sollte aber nicht empfindlich auf den Anblick von Hirn, Eingeweiden und Zerstückelungen reagieren: Der Comic gleicht manchmal einer Splatter-Version von "Tom und Jerry". (ab elf Jahre)

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