Coco Sumner im Interview:"Musik mit Daddy? Das wäre furchtbar!"

Coco Sumner - bekannt als I Blame Coco - über ihren Vater Sting, Privat-Videos im Internet und den Umstand, als 20-Jährige Popstar zu werden. Ein Interview, in dem geflucht wird.

Oliver Das Gupta

Eliot Paulina Sumner - Kosename Coco - kam 1990 zur Welt, ihre Eltern sind der Musiker Sting und seine Frau Trudie Styler. Bereits als 15-Jährige schrieb sie erste Songs, veröffentlichte eigene Stücke auf ihrer MySpace-Seite und trat unter dem Namen "I Blame Coco" in Londoner Klubs auf - als Mädchen mit Gitarre. Vor einigen Tagen ist ihr erstes Album "The Constant" in Deutschland erschienen - ein äußerst gelungenes Debut. Zum Interview mit sueddeutsche.de erscheint eine höfliche, zurückgenommene Frau, Coco Sumner ist ungeschminkt. Mit erstaunlich dunkler Stimme zählt sie auf, welche Fragen ihr Journalisten gerne stellen. Immer soll sie über ihren Vater erzählen, sagt sie. Kein Wunder: Ihr kantiges Gesicht, die blitzenden Augen erinnern doch sehr an ihn.

Sting-Tochter Debütalbum Coco Sumner über ihren Vater Sting, Privat-Videos im Internet und den Umstand, mit 20 Popstar zu werden. Ein Gespräch, in dem geflucht wird.

Eliot Paulina Sumner, genannt Coco, macht als I Blame Coco Musik.

(Foto: dapd)

sueddeutsche.de: Miss Sumner, bevor wir über Ihre Musik sprechen, müssen wir ein paar Dinge klären. Stimmt es, dass Sie obsessiv Keyboards sammeln?

Coco Sumner: Nein, aber ich bin besessen von Studioausrüstung. Das ist der Ausdruck des großen Gigs, der sich in mir abspielt. Ich gucke mir das gerne an, aber kaufe nicht so viel von dem Zeug - es ist einfach zu teuer. Woher haben Sie das mit dem Keyboard-Sammeln?

sueddeutsche.de: Findet sich in Ihrem englischen Wikipedia-Profil.

Sumner: Ach, wirklich? Ich mag den Sound und all die Knöpfe.

sueddeutsche.de: Aus der Homepage, die Ihre Plattenfirma für Sie ins Internet gestellt hat, geht hervor, Sie fänden es fürchterlich, berühmt zu sein und fotografiert zu werden. Nun veröffentlichen Sie ein Album, drehen Musikvideos und geben Interviews - peinigen Sie sich selbst?

Sumner: Das trifft es nicht ganz. Es ist richtig: Ich gebe wenig auf Ruhm. Der Ehrgeiz, berühmt zu werden, ist nicht der Grund, weshalb ich Musik mache. Ich liebe Musik. Ich freue mich, wenn Menschen meine Musik respektieren und gerne hören - darum geht es mir. Ich habe wirklich nicht im Sinn, berühmt zu werden.

sueddeutsche.de: In diesen Wochen und Monaten werden Sie bekannt, auch, weil Sie die Tochter von Sting sind. Das muss ein Abenteuer sein, gerade für einen 20 Jahre alten Menschen.

Sumner: Mag sein, aber es ist nichts, was mich mitten in der Nacht hochschrecken lässt.

sueddeutsche.de: Hat Ihnen der Fakt, einen berühmten Vater zu haben, den Start ins Musikerleben erleichtert?

Sumner: Nein. Es ist sogar ein wenig Bürde. Aber ich kann es nicht ändern. Ich versuche, das zu trennen: hier meine Eltern, dort meine Musik.

sueddeutsche.de: Wie kommt es, dass die Punkband Sex Pistols ein Vorbild für Sie ist?

Sumner: Sie ist Vorbild, was die Attitüde betrifft, nicht notwendigerweise für die Texte und Musik. Die Sex Pistols standen in ihrer Zeit für etwas völlig anderes als die erstarrte britische Regierung.  

sueddeutsche.de: Mögen Sie die Musik von Sting?

Sumner: Ich bin ein großer Fan der Police-Platten und auch der anderen Sachen. Die Platten sind wirklich gut. Er verdient den Respekt, den er bekommt. Für mich ist aber in erster Linie mein Vater.

sueddeutsche.de: Könnten Sie sich vorstellen, mit ihm gemeinsam zu musizieren?

Sumner: Niemals! Das wäre furchtbar!

sueddeutsche.de: Warum? Ist Daddy zu cheffig?

Sumner: Nein, aber er würde es auch nicht wollen, glauben Sie mir.

"Dunkel, melancholisch ... Dark Pop"

sueddeutsche.de: Youtube listet viele Clips von Songs, die sich nicht auf Ihrer Platte finden. Warum haben Sie das alte Material nicht aufgenommen?

Sumner: Ich mag meine alten Songs nicht mehr. Stellen Sie sich vor, Sie würden einen Artikel schreiben und ihn Jahre später hervorholen. Statt ihn wieder zu schreiben, würden Sie sich doch viel lieber mit neuem Stoff beschäftigen, oder?

sueddeutsche.de: Punkt für Sie. Der bei den Internet-Usern wohl populärste Coco-Sumner-Titel heißt Bohemian Love.

Sumner: Mir ist dieses Lied inzwischen eigentlich egal.

sueddeutsche.de: Er ist sehr schön, der Text auch.

Sumner: Oh, vielen Dank. Vielleicht sollten Sie ihn noch mal aufnehmen und ihn veröffentlichen. (lacht)

sueddeutsche.de: Der Song wurde von der Presse Pete Doherty zugeschrieben - es hieß, das sei eine Abschied-Ode an seine Ex-Freundin Kate Moss, die Sie interpretieren durften. Der Stern behauptete, Doherty widmete den Song Ihnen. Da ist also nichts dran?

Sumner: Diese Gerüchte sind wohl mit das Bizarrste, was mir bislang passiert ist. Ich habe den Song mit 15 geschrieben.

sueddeutsche.de: Die Presse schrieb auch, Sie seien Dohertys Geliebte gewesen. Selbst in Deutschland berichteten Medien, Sting sei in großer Sorge, schließlich hat Doherty ein Problem mit Drogen.

Sumner: Die Dinge, die manche Journalisten in ihren Köpfen zusammenreimen, sind unglaublich. Wenn die britische Presse etwas mitbekommt, dann versuchen sie eine große Story daraus zu machen.

sueddeutsche.de: Inzwischen ist Ihr Album auch in Deutschland erschienen. Ihre Musik klingt stellenweise nach dem Pop der 1980er Jahre - wie kam es dazu?

Sumner: Ich habe beim Songschreiben eine Menge Kraftwerk gehört, auch Depeche Mode. Ein bisschen davon habe ich in die Songs integriert, aber ich wollte keine reine Achtziger-Jahre-Platte machen. Es sollte etwas Neues sein, mit alten Bestandteilen.

sueddeutsche.de: Können Sie Ihrer Musik einen Namen geben?

Sumner: Dunkel, melancholisch ... Dark Pop vielleicht? Ich mache keine konservativen happy songs, darüber wie man die Straße runtergeht und die Sonne scheint und man eine großartige Zeit hat. Das ist mir zu oberflächlich. Mir geht es um das Innere, um wahre Gefühle.

sueddeutsche.de: Eifern Sie Ihrem Vater nach, der für Frieden und eine bessere Welt singt?

Sumner: Ich glaube, ich bin noch nicht in dem Alter, in dem ich daran denke, zu predigen oder über Politik nachzudenken.

sueddeutsche.de: Sie sind jetzt 20. Welche Musik werden Sie mit 30 Jahren machen?

Sumner: Mein Traum ist es, Soundtracks zu komponieren. Das ist für mich der reizvollste Platz in der Musik.

sueddeutsche.de: Was halten Sie von Dancemusic?

Sumner: Ähm ... (denkt nach)

sueddeutsche.de: Ich habe Sie zu Musik von Justin Timberlake tanzen sehen.

Sumner: Wirklich?

sueddeutsche.de: In einem Video bei Youtube.

Sumner: Verdammt! (lacht)

sueddeutsche.de: In einer anderen Szene unterhalten Sie sich mit einer Toilette. Erinnern Sie sich?

Sumner: Da steckt meine Schwester dahinter. Ich muss ihr sagen, dass sie es da wieder rausnimmt.

sueddeutsche.de: Das sollte sie. Schließlich werden Sie gerade berühmt.

Sumner: Mach ich. Goddamn it!

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