Dichtung verlangt Lebendigkeit, sie appelliert an das Gefühl und an die Bereitschaft des Lesers, das Dargebotene mitzuerleben. Ein guter Dichter sorgt dafür, dass dergleichen geschieht. Ein Literaturhistoriker hingegen bedarf der Bildung und der Sachlichkeit, um den Arbeiten anderer Autoren gerecht zu werden, im Hinblick auf ihre Bedeutung, ihren Rang und die Umstände ihrer Entstehung und Rezeption. Der gelehrte Dichter nun muss zwischen beiden Polen pendeln, wobei die meisten Autoren dieser Art mehr zu der einen oder mehr zu der anderen Seiten tendieren, sodass ihnen ihre Tätigkeiten nicht allzu sehr durcheinandergeraten.
Clemens Setz über RilkeDer Dichter als Vampir
Lesezeit: 4 Min.
Wenn man nur für 100 Seiten Zeit hätte, um Rainer Maria Rilke zu verstehen, müssten das unbedingt diese von Clemens J. Setz sein. Welch außerordentlicher Dichter er selbst ist, erweisen seine gleichzeitig erscheinenden Aufzeichnungen.
Von Thomas Steinfeld
Ein erfolgloser Journalist, der sich zum rechten Influencer wandelt: Mit seinem Roman „Chamäleon“ schreibt der israelische Anwalt und Schriftsteller Yishai Sarid das beklemmend plausible Psychogramm eines Opportunisten.
Lesen Sie mehr zum Thema