"Cicero"-Interview:Die doppelte Sahra

Das Magazin "Cicero" ist nicht gerade als linke Kampfpostille bekannt. Trotzdem druckte es ein Interview mit Linksaußen-Politikerin Sahra Wagenknecht gleich zweimal.

C. Busse

Das Magazin Cicero ist nicht gerade als linkes Kampfblatt bekannt, Chefredakteur und Gründer Wolfram Weimer hat zuvor lange die Springerzeitung Welt geleitet.

"Cicero"-Interview: Sahra Wagenknecht im Magazin "Cicero": "Wir wollen den Kapitalismus überwinden."

Sahra Wagenknecht im Magazin "Cicero": "Wir wollen den Kapitalismus überwinden."

(Foto: Foto: dpa)

Doch jetzt hat Cicero, das zum Schweizer Ringier-Verlag gehört, gleich zweimal der Europaabgeordneten Sahra Wagenknecht von den Linken viel Platz freigeräumt. Sowohl in der Oktober- als auch in der Novemberausgabe ist ein Interview mit der Sprecherin der Kommunistischen Plattform bei den Linken erschienen - Inhalt und Zitate sind fast die Gleichen. Ungewöhnlich - das passiert in der deutschen Presse nicht oft.

"Wir wollen den Kapitalismus überwinden", sagt da Wagenknecht und fordert dazu auf, das Privateigentum in Deutschland zurückzudrängen. "Enteignung ist zulässig", lautet die Überschrift im Oktober, "Wollen Sie BMW enteignen?", die vorsichtigere Formulierung im November über dem dann fast doppelt so langen Interview. Auffällig: Im Oktober wird noch die Familie Quandt, Großaktionär unter anderem bei BMW, angeprangert, sie gehe mit Eigentum nicht sorgfältig um. Im November fehlt das.

Begründet wird das doppelte Interview von Cicero mit "einem redaktionellen Versehen". Das Interview aus dem Oktober-Heft sei nicht autorisiert gewesen. Offenbar fand Wagenknecht die Kürzungen sinnentstellend und drohte mit einem Anwalt. Um einen Rechtsstreit zu vermeiden, wurde dann die zweite Version gedruckt. Für den Leser sei es doch interessant zu erfahren, was die Links-Partei wolle, heißt es bei Cicero.

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