Anselm Schubert: „Christus (m/w/d) – Eine Geschlechtergeschichte“:Der Kult um die Vorhaut Christi

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Religiöse Figuren in einem Souvenirshop: Auf seinem Weg durch die Geschichte hat das Christentum höchst unterschiedliche Geschlechterkonzepte gestreift. (Foto: xzatleticx/IMAGO/Depositphotos)

Nachhilfe von Kirchenhistoriker Anselm Schubert: Wer einen schwulen Jesus malt oder in einer Predigt „Gott ist queer“ ausruft, ist ein spätes Glied einer langen Traditionskette.

Von Johann Hinrich Claussen

Mit kaum etwas anderem lassen sich Gemüter so verlässlich in Wallung bringen wie mit ungewohnten Verbindungen von Religiösem und Geschlechtlichem. So war es jüngst wieder nach der Eröffnungsshow der Olympischen Spiele in Paris zu erleben: Rechtskatholiken wollten da einen Drag-Queen-Christus erkannt haben. Und bei der folgenden Debatte zeigte sich erneut, wie wenig die selbsterklärten Verteidiger des christlichen Abendlandes von ihrer eigenen Tradition wissen. Allerdings würde auch ihren aktivistischen Kontrahenten mehr historische Bildung guttun. Denn wer einen schwulen Jesus malt, wie zur diesjährigen Semana Santa in Sevilla, oder in einer Predigt „Gott ist queer“ ausruft, wie beim letzten Kirchentag, ist weniger innovativ, als er meint, sondern ein spätes Glied einer langen und verwickelten Traditionskette.

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