Kolumne "Gehört, gelesen, zitiert":"Es ist sehr, sehr, sehr schmutzig"

FILE PHOTO: Director Christopher Nolan poses at the 71st Cannes Film Festival

Christopher Nolan, 50, arbeitet seit achtzehn Jahren exklusiv für das Studio Warner Brothers. Jetzt aber ist er sehr, sehr wütend.

(Foto: Stephane Mahe/Reuters)

Christopher Nolan, Warners wichtigster Blockbuster-Lieferant und Kämpfer für die große Kinoleinwand, hat sich zur neuen Streaming-Politik seines Studios geäußert. Und zwar gnadenlos.

Von Tobias Kniebe

Letzte Woche hat der Hollywood-Gigant Warner Bros. mitten in der Pandemie einen radikalen Schritt verkündet: Alle neuen Filme des Jahres 2021 werden in den USA gleichzeitig zum Kinostart auch im Streaming angeboten, auf dem hauseigenen, bisher nicht sehr erfolgreichen Streamingservice HBO Max. Wurden die wichtigsten Warner-Erfolgsregisseure vor dieser Zukunftsentscheidung, die das traditionsreiche Exklusivfenster der Kinos eliminiert, ins Vertrauen gezogen? Keineswegs, glaubt man einem Statement von Christopher Nolan. Der Mann arbeitet seit 18 Jahren exklusiv für Warner und hat dem Studio einen Welthit nach dem anderen geliefert, von "The Dark Knight" über "Inception" bis "Dunkirk". Sogar mitten in der Pandemie beharrte er darauf, seinen Film "Tenet" exklusiv zuerst in die Kinos zu bringen. Und jetzt ist er sehr, sehr, sehr wütend.

"Einige der größten Filmemacher und wichtigsten Stars in unserer Branche gingen neulich abends mit dem Gefühl ins Bett, für das großartigste aller Filmstudios zu arbeiten. Stattdessen arbeiten sie nun, wie sie beim Aufwachen feststellen mussten, für den schlechtesten Streamingservice (...) [Die Warner-Chefs] verstehen nicht einmal, was sie verlieren. Die Entscheidung ergibt geschäftlich keinen Sinn, selbst der oberflächlichste Investor an der Wall Street sieht den Unterschied zwischen Disruption and Dysfunktionalität (...) Jetzt werden wir ohne Rücksprache als Lockvogel-Angebote für einen Streamingservice benutzt, der erst noch wachsen muss. Als wären wir Köder. Das gibt natürlich eine Kontroverse. Es ist sehr, sehr, sehr schmutzig. So behandelt man Filmemacher und Stars doch nicht, die viel für diese Projekte gegeben haben. Sie verdienen es doch, bei der Frage konsultiert zu werden, was mit ihren Werken geschieht."

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