Antisemitismus-Debatte:Sommer '22

Antisemitismus-Debatte: Lange hielt sich der Glaube, Antisemitismus sei nur bis 1945 ein Problem gewesen: Schmiererei am Haus eines jüdischen Einwohners von Zeitz, Sachsen-Anhalt.

Lange hielt sich der Glaube, Antisemitismus sei nur bis 1945 ein Problem gewesen: Schmiererei am Haus eines jüdischen Einwohners von Zeitz, Sachsen-Anhalt.

(Foto: Steffen Schellhorn/imago images)

Schlussstrich ziehen? Oder dem Thema Antisemitismus endlich mehr Aufmerksamkeit widmen? Der Documenta-Skandal könnte zur Zäsur im Umgang der Deutschen mit dem Judenhass werden.

Gastbeitrag von Christina Morina

In der gegenwärtigen Auseinandersetzung um Antisemitismus, den Theodor W. Adorno als "das Gerücht über die Juden" bezeichnet hat, spielen Mutmaßungen und Unterstellungen eine zentrale Rolle. Im Streit um die in ihrer Wirkung klar antisemitische Bewegung BDS werden Rufe nach dem "Defunding" kultureller Einrichtungen wie der Documenta oder dem Haus der Kulturen der Welt zahlreicher. Im Einsatz für das Existenzrecht Israels stellen manche die Daseinsberechtigung von Institutionen infrage, die der Kritik an der israelischen Regierungspolitik mehr Raum verschaffen. Umgekehrt gelten in der Abwehr einer Weltanschauung, in der Individuen routiniert mit einem imaginierten Kollektiv - "den Juden" - identifiziert und auf übelste Weise dafür in Haftung genommen werden, ad hominem‑Argumentationen als legitime diskursive Mittel.

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