Im Jahr 1990 wurden nicht nur die zwei deutschen Staaten zusammengelegt, auch die Literaturszenen von Bundesrepublik und DDR kamen zusammen, in Eckhard Henscheids Zusammenstellung: Wolf Biermann und Christa Wolf mit Wolf Wondratschek und Ror Wolf - Deutschland einig Vaterland. Beziehungsweise nicht einig: Der Vorgang war begleitet von heftigen Literaturstreitigkeiten, die sich vor allem an Christa Wolf und ihrer Erzählung "Was bleibt" entzündeten. Sie berichtete von der Stasi-Überwachung der Autorin zehn Jahre zuvor, 1979. Zugleich zeigte sie in der Darstellung einer Lesung der Ich-Erzählerin die Utopie von gelingender Öffentlichkeit: Da sollten die Unterschiede von Autorin und Publikum, von Staatsmacht und Bürgern egalitär verschwinden. Vorschein runder Tische, Traum von einer anderen DDR, einem Dritten Weg.
Buchmarkt:Was davor geschah
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Christa Wolf oder Ror Wolf, Henscheid oder Strauß: Gab es im Jahr 1990 eine Wende in der Literatur und der Kritik an ihr?
Von Gustav Seibt
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