Süddeutsche Zeitung

China zensiert Musik im Internet:Katy Perry zu vulgär für China

China möchte im Internet für Ordnung sorgen. Dafür verbannt es Songs aus dem Netz, die der Sicherheit der Staatskultur schaden könnten. Betroffen sind vor allem Lieder aus dem Ausland, von Lady Gaga bis Katy Perry - und ein zwölf Jahre alter Song von den Backstreet Boys.

In Deutschland hält sie den Chartrekord für ihre verkauften Songs, das US-Wirtschaftsmagazin Forbes kürte sie zur einflussreichsten Prominenten der Welt und noch dazu trägt sie die skurrilsten Outfits. Nun schaffte es die Künstlerin an die Spitze einer neuen Liste. Chinas Ministerium für Kultur veröffentlichte einen Index von 100 Songs, die als schädigend für die Republik gesehen werden. Sechs Lieder auf der Liste stammen von Lady Gaga, soviel wie von keinem anderen Musiker, berichtet der Guardian.

Betroffen sind "The Edge of Glory", "Hair", "Marry the Night", "Americano", " Judas" und "Bloody Mary". Eine Begründung für die Wahl nannte das Ministerium nicht, doch besingt der Star in den Stücken oftmals den Wert der Freiheit. Darüber hinaus wurden auch Katy Perrys "Last Friday Night", der unter anderem von einer "menage a trois" handelt, oder Beyoncés "Run the World", der statt des Ausdrucks "mother" die verdorbenere Variante "mutha" enthält, in China aus dem Internet verbannt. Weitere Verbote treffen Sänger aus Taiwan und anderen asiatischen Staaten.

Das Ministerium fordert in einer Anordnung auf seiner Homepage alle Musikanbieter in China auf, die entsprechenden Songs von ihren Seiten zu nehmen. Dafür haben sie bis zum 15. September Zeit, heißt es weiter im Guardian. Ziel des Ministeriums sei es, "Ordnung" auf dem Musikmarkt im Internet zu schaffen und ihn von allen Songs zu "säubern, die der Sicherheit der Staatskultur schaden", heißt es in der Anordnung.

Was die genauen Kriterien für die Zensur sind, ist bislang unbekannt. Neben akutelleren Liedern sind auch ältere Hits betroffen, wie etwa "I Want It That Way" von den Backstreet Boys, der bereits 1999 veröffentlicht wurde und eventuell dazu aufruft, seinen Willen durchzusetzen.

Chinas Zensoren verbieten inzwischen routinemäßig alle Songs im Internet, deren Texte sie als politisch heikel oder anstößig einstufen, es wird von Geschmacklosigkeit und vulgären Inhalten gesprochen. Sie stützen sich dabei auf eine Anordnung aus dem vergangenen Jahr, wonach alle Lieder im Internet amtlich genehmigt sein müssen - eine Maßnahme, die damals unter anderem mit dem Kampf gegen Musikpiraterie begründet worden war.

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