China:Der sanfte Hegemon

China: Emperor Qianlong (1711 - 1799) at his writing table.

Christoph Ransmayr ließ den chinesischen Kaiser Qianlong in seinem Roman „Cox oder Der Lauf der Zeit“ auf einen englischen Uhrmacher treffen. Unser Bild zeigt Chinas neues Vorbild am Schreibtisch.

(Foto: dpa)

Die chinesische Volksrepublik gibt sich als dynamischste Großmacht der Welt, zugleich aber auch als jene mit der größten historischen Tiefe. Selbst geschmähte Despoten werden neuerdings als Erneuerer verehrt.

Von Jürgen Osterhammel

Kein anderer Staat der Welt umgibt seine Politik mit einem solchen Nebel historischer Tiefenlegitimierung wie China. Zweiflern an der Stabilität der gegenwärtigen Ordnung wird eingeschärft, China habe seit Jahrtausenden das Ideal einer harmonischen Gesellschaft angestrebt und oft auch realisiert, mit besonderem Erfolg in der glorreichen Gegenwart. Territoriale Ansprüche, etwa auf Inseln im Südchinesischen Meer, werden Jahrhunderte zurückverfolgt. Die Vereinigten Staaten von Amerika, deren erster Präsident seine Amtsgeschäfte erst kürzlich - 1789 - aufnahm, erscheinen neben der Kontinuität der chinesischen Geschichte als Parvenu: ein Bild, das der gegenwärtige Amtsinhaber auf makabre Weise bestätigt.

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